DER KLEINE NICK AUF SCHATZSUCHE

DER KLEINE NICK AUF SCHATZSUCHE 
Originaltitel: Le Trpésor du Petit Nicolas | Filmstart: 02.06.2022 | FSK 0 | Prädikat besonders wertvoll

In der Mitte als Nick: Ilan Debrabant ⓒ Falcom Investment AG


Frankreich 2021
Genre: Kinder, Familie, Komödie
Länge: gut 100 Min.
Regie: Julien Rappeneau
Buch: Julien Rappeneau, Mathias Gavary
Nach Charakteren von: Jean-Jacques Sempé, René Goscinny 
Drehbuch: Céline Savoldelli
Cast: Ilan Debrabant, Audrey Lamy, Jean-Paul Rouve, Pierre Arditi, Grégory Ardebois, Jean-Pierre Darroussin, Adeline d'Hermy, Noémie Lvovsky, François Morel u.v.m.
Kostüm: Pierre-Jean Larroque
Kamera: Vincent Mathias
Kulissen: Marie Cheminal
Schnitt: Stan Collet
Titelsequenz: Florence Deygas
Musik: Martin Rappeneau

Ein beschauliches Örtchen im Frankreich der 1960er Jahre. Hier lebt der kleine Nick mit seinen Eltern ein ganz normales Leben. Am liebsten spielt er mit seinen sechs (oder, wenn man die Brillenschlange mit dazu zählt, sieben) Freunden - die Jungs sind unzertrennlich. Als Nicks' Vater befördert und in eine Stadt weit im Süden des Landes versetzt wird, bricht für den Jungen eine Welt zusammen. Auch die Mutter spielt zwar mit und bereitet rasch alles für den Umzug vor, doch begeistert scheint sie ebenso wenig. Ein Plan muss her! Wenn es Nick gelingt, genug Geld zu beschaffen, dass sein Vater auf die bessere Stellung nicht mehr angewiesen ist, kann er den Umzug verhindern. Da kommt ihm und seinen Kumpels ein lang vergrabener Schatz im Ort gerade recht.

Ich habe diesen Film für mich entdeckt wie die Kinder in der Geschichte ihren Schatz. Diese Arbeit strotzt nur so vor Liebe zum Detail. Das fängt beim detailreich animierten Vorspann an, und geht über Ausstattung und Kostüm (die 60er!), eine verspielte Musik und eine erlesene Kameraarbeit bis hin zu einem Cast, der auf den Punkt stimmt. Selbst, wenn sich hier alle nur denkbaren Stereotypen die Hand reichen (die strenge Lehrerin, die sanfte Lehrerin, der gefräßige, dicke Schüler, der bebrillte Schlaumeier, der liebevoll-unbeholfene Vater, die patente Mutter...), überwiegt die Freude an der lustvollen, beseelten Inszenierung voller berührender Zwischentöne.

Und was ganz erstaunlich ist: der Witz und die Ironie dieser Geschichte langt in vielen Momenten an die großen französischen Surrealisten des Kinos, die die Erwachsenenwelt so gekonnt als eine Kirmes der Sinnlosigkeit und der Hybris, Egozentrik und Korruption zu entblößen wussten. So weiß man beispielsweise bis zum Ende des Films nicht, was der Vater des kleinen Nick tagtäglich im Büro macht, außer wichtig zu gucken und Stifte anzuspitzen.
 
Es verdient übrigens große Anerkennung, dass die deutsche Synchronarbeit hier außerordentlich gelungen, sprich: glaubwürdig ist. Was bei der Führung von Kinderstimmen höchste Sensibilität erfordert!

Bedauerlicherweise ist dieser Film arg bräsig geschnitten, was der Aufmerksamkeitsspanne heutiger Erwachsener und Kinder kaum noch entspricht. Vor Jahrzehnten wurden Filme schon ökonomischer erzählt. Wenn Sie bereit sind, sich bei einen Kinderfilm etwas in Geduld zu üben, kommen Sie bald in den flow - und einen ungewöhnlichen Genuss.

Ein Kinderfilm für Erwachsene, die nochmal klein sein möchten und für Kinder, die ironiefähig sind. Formal exquisit und inhaltlich leicht irre - wenn man genau hinschaut. Würde ich Der kleine Nick auf Schatzsuche noch dreimal schauen, würde ich vermutlich noch dreimal heulen. - Und Sie?
 
cnm
 
Der Film erhielt das Prädikat besonders wertvoll

 

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