FUCHS IM BAU

FUCHS IM BAU 
Filmstart: 19.05.2022 | FSK 12
Filmplakat




Österreich 2020
Genre: Drama
Länge: rund 100 Min.
Regie: Arman T. Riahi
Buch: Arman T. Riahi
Cast: Aleksandar Petrović, Maria Hofstätter, Luna Jordan, Andreas Lust, Sibel Kekilli, Karl Fischer, Lukas Watzl, Michaela Schausberger, Anica Dobra, Faris Rahoma u.a.
Kamera: Mario Minichmayr
Schnitt: Karina Ressler, Joana Scrinzi
Musik: Karwan Marouf

Auch im Jugendknast gibt es Schulunterricht. Der neue Lehrer für die ziemlich wüste Klasse in einem Wiener Gefängnis, Herr Fuchs (siehe vielsagenden Titel), macht nicht den Eindruck, als wäre er der Situation auch nur ansatzweise gewachsen. Gleich zu beginn stürzen sich die Schüler mit Verbalattacken auf ihn, und er lässt's geschehen. Seine Kollegin, die er bei Gelegenheit ablösen soll, hat die jungen Leute deutlich besser im Griff. Ihr Unterrichtsstil ist eine Mischung aus militanter Strenge und sehr warmherzigem Necken. Immer spürbar ist, dass sie auf der Seite der Schülerinnen und Schüler ist, ihnen einen Weg nach draußen ebnen will.
Innerhalb dieses Mikrokosmos' türmt sich viel Konfliktpotenzial: die Gegenwehr der Pädagogin Berger gegen den Neuen, die Hemmungen des Neuen durch seine eigene, dunkle Geschichte und im Speziellen die Problemlage einer besonders introvertierten Schülerin.

Dieser Spielfilm wirkt kaum gespielt, eher wie ein Dokumentarfilm: roh, ungeschönt, authentisch. Das mag damit zusammenhängen, dass die Geschichte auf Basis der Erfahrungen des Sonderpädagogen Wolfgang Riebninger realisiert wurde, der 25 Jahre in einer Wiener Justizanstalt unterrichtete. Leider sind die vielen Baustellen, die hier aufgemacht werden, kaum vernünftig gebündelt und haben bei mir eher ein Gefühl der Konfusion / Überforderung bewirkt. Dankenswerterweise ist das Ende des Films ausgesprochen stark und hinterlässt einen enormen Nachhall.

M.E. ist dies auf keinen Fall nur ein Nischenfilm für Betroffene oder ein Fachpublikum, sondern ein allgemein gültiger und spannender Diskurs zu Fragen wie: Ab wann zählt der Mensch etwas bzw. nichts mehr?, Wo ist die Trennlinie zwischen "drinnen" und "draußen" und Wie groß sind unser aller Scheuklappen und Vorurteile gegenüber inhaftierten Menschen?

Ein Ausnahmefilm, der den Kinobesuch in jedem Fall lohnt.

cnm

Preise auf dem Filmfestival Max Ophüls Preis 2021:
> Beste Regie
> Bestes Drehbuch
> Preis der Jugendjury

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