NAWALNY

NAWALNY 
Originaltitel: Navalny  | Filmstart: 05.05.2022 | FSK 12
Yulia und Alexei Nawalny ⓒ DCM Cabel News Network Inc.









USA 2022
Genre: Dokumentation
Länge: 100 Min.
Regie: Daniel Roher
Mit: Alexei Nawalny, Yulia Nawalny, Dasha Nawalny, Zahar Nawalny, Maria Pevchikh, Christo Grozev, Leonid Volkov, Kira Yarmysh, Georgy Alburov, Fidelius Schmid, Tim Lister, Clarissa Ward
Kamera: Niki Waltl
Schnitt: Langdon Page
Musik: Marius de Vries, Matt Robertson

Der russische Kopf der Opposition, Alexei Nawalny, hatte schon früh ein Gespür für Wladimir Putin als einen lügenden Mann entwickelt, und er sah keine andere Möglichkeit, als sich laut dagegen zu stellen. Dies ist die komplexe Darstellung zum Einen der Person Nawalny, zum Anderen des Hergangs und der Aufdeckung von dessen Vergiftung im August 2020 durch ein ganzes Killer-Team. Bekannt ist: Nawalny überlebte den Anschlag knapp, erholte sich in Deutschland, ging dann freiwillig nach Russland zurück, wo er sofort inhaftiert wurde.

Anhand dieser Doku begleiten wir den charismatischen Streiter, den medial ausgefuchsten und zuweilen provozierend auftretenden Nawalny hautnah bei der Recherche zu der Frage, wie sich seine eigene Vergiftung abgespielt haben mag und wie sie sich beweisen ließe. Bemerkenswert ist dabei vor allem, dass das Porträt nicht geschönt ausfällt, wir auch schwierige Aussagen von ihm zu hören bekommen, wie etwa die zur früheren Kollaboration mit den rechten Strömungen im Land. Kern und ein Höhepunkt ist, wie es Nawalny mit Hilfe des investigativen Journalisten Christo Grozev qua minutiöser Recherche gelingt, die Spuren aufzudecken.

Filmisch und dramaturgisch gesehen ist Nawalny ein unerwarteter Coup! Die Pole der ruhig-beschaulichen Momente und die höchster Spannung spielen perfekt zusammen und  kommen einem Thriller mit Seltenheitswert gleich: verursachen Herzklopfen, Entsetzen und größtes Mitgefühl. Darf eine solch bittere Geschichte so unterhaltsam erzählt werden? Die Antwort ist zwingend: ja! Denn Nawalny will gesehen und gehört werden, er selbst nutzt die sozialen Medien für eine effektive Selbstinszenierung. Und dass diese kein hohler Selbstzweck ist, versteht sich in Anbetracht des Ausgangs der Geschichte von selbst.

Meines Erachtens ist dieses Dokument Gold wert und sollte vor allem in Schulen selbstverständlich in den Regalen stehen, gesehen und besprochen werden. Hier geht es um Zivilcourage und politische Integrität, eine der wichtigsten Fragen seit je - und jetzt besonders. Der Regisseur sagt: "Ich denke, wir zeigen Nawalny als Politiker, den wir trotz seiner Fehler unterstützen sollten, denn seine Mission ist von immenser Wichtigkeit. Das ist unsere moralische Verpflichtung. Sein Mut soll die ganze Welt inspirieren."

"Infotainment" ist ein Wort, das ich sonst gar nicht mag. Hier allerdings gelingt es bravourös. 
Absolute Empfehlung!

cnm


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