STASIKOMÖDIE

Märchenstunde
STASIKOMÖDIE 
☆☆
Filmstart: 19.05.2022 | FSK 12 |  Prädikat besonders wertvoll
Karl Schaper | ⓒ 2022 Constantin Filmverleih




Deutschland 2022
Genre: Komödie
Länge: knapp 120 Min.
Regie: Leander Haußmann
Buch: Leander Haußmann
Cast: David Kross, Antonia Bill, Deleila Piasko, Ilka Bessin, Detlev Buck, Henry Hübchen, Alexander Scheer, Karl Schaper, Norbert Stöss, Jörg Schüttauf, Tom Schilling, Karsten Speck u.a.
Kamera: Hagen Bogdanski
Schnitt: Peter R. Adam
Musik/Beratung: Robin Hoffmann

Lange ist's her, aber die Familie will's doch endlich wissen. Ludger Fuchs, etablierter Autor, entspricht gelassen dem Wunsch seiner Familie, Einsicht in seine Stasi-Akte zu nehmen. Dass das, was alle bislang für wahr und selbstverständlich hielten, mit den wirklichen Geschehnissen wenig zu tun hat, ist bei einem Film mit dem Titel Stasikömödie ja zu erwarten. Ludger war nämlich Spitzel im Dienste des Regimes in der Prenzlauer Künstlerszene und als junger, begehrter Kerl hin- und hergerissen zwischen Systemtreue und der Beziehung zu einer Bohèmienne namens Nathalie. Die ist zwar in Vergessenheit geraten, peinlich wird's jedoch, als ein Liebesbrief der Geheimnisvollen in den Akten zum Vorschein kommt. Ludgers Frau Corinna (die er über Jahre bespitzelt hat!) merkt auf, der Hausfrieden droht zu wackeln. In einer ausladenden Rückblende wird erzählt, dass "das alles nicht so einfach war".

Formal ist diese Komödie im guten Sinne hübsch: ostalgisch verklärt und visuell lustvoll umgesetzt. Auch schauspielerisch gibt es so einige Leckerlies, wie etwa den ständig alkoholisierten Offizier Siemens (großes Vergnügen: ein kunstvoll unsauber artikulierender Henry Hübchen) oder Alexander Scheer als Tunte mit großer Schnauze.

Darüberhinaus muss man in Kauf nehmen, dass die Gags zum Thema Stasi und Bespitzelung der Liebsten nicht nur altbekannt, sondern auch mit grobem Pinsel gemalt wurden; zuweilen erinnerte mich der erzählerische Gestus an alte Verfilmungen des Räuber Hotzenplotz'... 
Ab der zweiten Hälfte verliert sich die Erzählung dann auffällig ins Beliebige, fällt inszenatorisch und dramaturgisch auseinander, während ein konstanter Musikteppich aus lakonischem Gitarrengezupfe und lässigem Pfeifen vergeblich zu kitten versucht.

Trotz aller Kritik fand ich den Film amüsant, beseelt und kurzweilig. Wenn eine Märchenstunde im Laufe des Films auch als solche benannt wird, wird ein Schuh draus.

cnm

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