WILLKOMMEN IN SIEGHEILKIRCHEN

WILLKOMMEN IN SIEGHEILKIRCHEN 
Originaltitel: Rotzbub | Filmstart: 07.07.2022 | FSK 12
Die wohlanständige Gemeinde ist entsetztPandora Filmverleih


Österreich, Deutschland 2021
Genre: Animation, Hommage, schwarzhumorig
Länge: 85 Min.
Regie: Marcus H. Rosenmüller, Santiago López Jover
Buch: Martin Ambrosch
Es sprechen: Markus Freistätter, Gerti Drassl, Mario Canedo, Maurice Ernst, Roland Düringer, Erwin Steinhauer, Katharina Straßer, Adele Neuhauser, Susi Stach, Gregor Seberg, Wolfgang Böck, Branko Samarovski, Thomas Stipsits, Jürgen Maurer, Armin Assinger, Ulrike Beimpold, Karl Fischer
Art Director: Manfred Deix
Schnitt: Philipp Bittner
Musik: Gerd Baumann

Wir schauen auf das österreichische Kaff Siegheilkirchen, es sind die 1960er Jahre. Im Zentrum der Geschichte steht ein Pubertierender Junge, von allen nur Rotzbub (das ist auch der Originaltitel des Films) genannt. Der Junge hat bescheidene Wirtsleute als Eltern, er selbst tut keiner Fliege was, er will bloß zeichnen und entdeckt natrugemäß gerade das weibliche Geschlecht. Welches er heimlich bestaunt und genial zu Papier bringt. Seine Mitmenschen beäugt er ansonsten mit Skepsis, gibt es doch im Dorf - und leider auch im Wirtshaus seiner Eltern - noch entschieden zu viele Altnazis und frömmelnd devote Spießer, die die Atmosphäre vergiften. Als der Rotzbub sich instant in Mariolina, ein unwiderstehliches Mädchen aus einer in der Nähe des Ortes kampierenden Roma-Gemeinschaft, verliebt, gerät er zunehmend in Bedrängnis.

Erfolgsregisseur Marcus H. Rosenmüller widmet sich in seinem ersten Animationsfilm stilistisch und inhaltlich dem 2016 verstorbenen Karikaturist Manfred Deix. Deix zeichnete seine Mitmenschen detailreich und bitterböse als extrem hässliche, perverse und durchtriebene Spezies. Seine Arbeit war beißend böse Gesellschaftskritik. Da stellt sich natürlich die Frage: ist dieser Stil in einen Animationsfilm umzusetzen? Ich hatte meine Zweifel. Doch Rosenmüller legt in Zusammenarbeit mit Santiago López wundergleich eine wahre Glanzleistung hin. Rotgesichtige, fette, eiter-verpickelte und notgeile Gestalten aller Art bevölkern diese Erzählung. Und alle Figuren sind griffig, glaubhaft, echt und zumeist über die Maßen hassenswert. Der Tritt in den Arsch rechter Gesinnung hat gerade trotz (oder wegen) seiner Lässigkeit erfrischenden Wumms, und die sympathischen Figuren kommen vieldimensionaler rüber als in so manchen Realfilmen.

Dieser Animationsfilm hat das Herz am rechten Fleck und gehört unbedingt  in den Kanon derer, die mensch gesehen haben sollte. Sensationell!

cnm

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