ALCARRÀS - DIE LETZTE ERNTE
ALCARRÀS - DIE LETZTE ERNTE ★★★★★☆
Originaltitel: Alcarràs | Filmstart: 11.08.2022 | FSK 6
Spanien, Italien 2022
Genre: Drama, ElegieLänge: 120 Min.
Regie: Carla Simón
Buch: Carla Simón
Buch: Carla Simón
Cast: Josep Abad, Jordi Pujol Dolcet, Anna Otín, Albert Bosch, Xènia Roset, Ainet Jounou, Montse Oró, Carles Cabós, Joel Rovira, Berta Pipó, Elna Folguera, Antònia Castells, Djibril Casse, Jacob Diarte
Kamera: Daniela Cajías (AFC)
Schnitt: Ana Pfaff (AMMAC)
Musikberatung: Frederic Schindler
Kamera: Daniela Cajías (AFC)
Schnitt: Ana Pfaff (AMMAC)
Musikberatung: Frederic Schindler
Eine Großfamilie von Pfirsichbauern im katalonischen Alcarràs, die Solés, ist seit Generationen verbunden mit der Landarbeit: dem guten Boden, dem Licht, der Luft, dem vertrauten Umgang mit Freunden und Geschäftspartnern. Das Land wurde der Familie von einem alten Freund und Großgrundbesitzer vor langer Zeit geschenkt - leider per Handschlag. Als ein Nachkomme des Gönners auf deren Grundstück Solaranlagen an Stelle der Bäume stellen will, haben sie keinen Vertrag in der Hand, der das Land als ihr Eigentum ausweist. Noch besteht Hoffnung, irgendwo muss es doch ein Papier geben... die Familie bewegt sich auf den existenziellen Abgrund zu, fährt aber mit der Ernte fort, auch wenn sie vielleicht ihre letzte sein wird.
Dieser Film ist mit Bedacht und Hingabe gemacht; die Regisseurin kommt selbst aus Alcarràs (ihre Familie baut tatsächlich Pfirsiche an) und zollt dem Land und den Familien, die dort arbeiten, größten Respekt. Lange hat sie sich mit LaienschauspielerInnen zusammengetan, um ihrer Filmfamilie ein so intimes wie glaubwürdiges Gesicht zu geben. Das Ergebnis ist schon fast dokumentarisch! - Während wir um das Damoklesschwert wissen, das über der Familie hängt, erleben wir fast den ganzen Film hindurch alltägliche, nahezu profane Alltagssituationen. Es wird schlicht verdrängt, weitergemacht und gehofft. Große Stärke dieser Inszenierung ist ihre Dezenz. Da ist keinerlei Drama oder offensichtlicher Kunstgriff ins Rührselige - denn die bloße Abbildung von authentischem, naturverbundenen Leben reicht völlig aus, um zu berühren. Für mich gehören zu den stärksten und vielsagendsten Momenten die Einstellungen, die die Felder ohne Menschen zeigen - ohne Musik, ohne Kommentar, als wären sie eigenständige Persona mit Seele - und ohne Stimme.
Nicht nur Tierarten sterben aus, auch Berufsstände - Profitgier sei Dank. Dies ist ein zärtlicher, unpathetischer und erfreulich klarer Blick auf eine "bedrohte Art zu leben", die wohl zu den schönsten gehört. - Sehenswert.
cnm
Der Film erhielt den Goldenen Bären 2022
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