MENSCHLICHE DINGE

MENSCHLICHE DINGE 
Originaltitel: Les Choses humaines | Filmstart: 03.11.2022 | FSK 12 | nach wahren Begebenheiten
Ben Attal © 2021 CURIOSA FILMS



Frankreich 2021
Genre: Drama
Länge: knapp 140 Min. (langer Film)
Regie: Yvan Attal
Buch: Yaël Langmann, Yvan Attal
Basierend auf: Karine Tuil
Nach: Karine Tuil
Cast: Suzanne Jouannet, Ben Attal, Charlotte Gainsbourg, Matthieu Kassovitz, Pierre Arditi, Audrey Dana, Benjamin Lavernhe, Judith Chemla
Kamera: Rémy Chevrin
Schnitt: Albertine Lastera
Musik: Mathieu Lamboley, Astrid Gomez-Montoya, Rebecca Delannet

Eine junge Frau wird von einem jungen Mann während einer Studentenparty vergewaltigt. Skurril: ihr Vater und seine Mutter sind seit einer Weile ein Paar, und die beiden jungen Menschen waren ohne jegliche Bedenken - sie hatten sich gerade erst kennengelernt - auf diese Party gegangen. Der junge Mann wird eingeführt als einer, der keiner Fliege was zuleide tun kann. Doch Alkohol kam ins Spiel, sie vertrug ihn nicht, wollte aber keine Spielverderberin sein und die Dinge nehmen ihren Lauf. Später bringt sie den Mut auf, Anzeige gegen ihn zu erstatten. Alle im Umfeld geraten aus der Fassung, vor allem seine Eltern: es handelt sich um etablierte, öffentliche Personen. Die Mutter des Jungen ist intellektuelle Feministin, der leibliche Vater prominenter Radiomoderator. Es wird zur Gerichtsverhandlung kommen.

Der Film gliedert sich in drei Abschnitte: seine Sicht, ihre Sicht, dann der Prozess. Dabei wird, was wirklich geschah, nur allmählich in sehr kurzen Rückblenden aufgedeckt. Dass jedes Geschehen so viele Aspekte hat wie Perspektiven, ist offensichtlich. Die Frage ist, auf welche Seite sich der Film schlägt, bzw. der Zuschauer schlagen soll. Mir schien dieses Konzept komplex und vielschichtig in der Aufdröselung jeder Einzelheit, der persönlichen - sexuellen, religiösen und pädagogischen Hintergründe der beiden Beteiligten umgesetzt worden zu sein. Auch filmisch ist diese Arbeit trotz einer recht langsamen Erzählweise sehr fesselnd umgesetzt.

Doch ist gleichzeitig festzustellen, dass der männliche Blickwinkel hier bedauerlicherweise dominiert. Allein der Titel, der das Wort "menschlich" einbindet, hat bereits eine entschuldigende Konnotation. Regie führte ein Mann, der die Figur des Angeklagten mit seinem eigenen Sohn besetzt. Das Drehbuch (geschrieben von einem Mann und einer Frau) setzt die Perspektive von ihm gleich an den Anfang des Films. - Ich möchte empfehlen, beim Betrachten dieses Films genau darauf zu achten, ob Sie noch durch die eigene Brille schauen oder durch eine, die Ihnen sanft und unmerklich aufgesetzt wurde.

Sehr gut gemachter, auf den ersten Blick komplexer Blick auf die Schuldfrage im Zusammenhang mit einer Vergewaltigung. Der scheinbar nüchterne Blick auf die Hergänge ist letztlich jedoch eher manipulativ.

Kontroverser Film.

cnm

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