CHEZ KRÖMER - Gast: Faisal Kawusi

TV Kommentar
Chez Krömer
letzte Folge, mit Faisal Kawusi 

Ich war über etwa drei Jahrzehnte Komiker und hatte während eines großen Teils dieser Zeit mit Depressionen und schweren Angstzuständen zu kämpfen. Einen erheblichen Anteil daran ist dem allgemeinen Umgang beim WDR geschuldet.

Kurt Krömer, den ich sehr verehre und dessen Buch ich gern gelesen habe und für einen guten Beitrag zu Thema erachte, verließ nun überraschend das Zwiegespräch mit Faisal Kawusi und beendete hiermit auch seine erfolgreiche Reihe, einvernehmlich mit dem Sender rbb.

Nachdem ich die Sendung in der Mediathek abgerufen habe, möchte ich einen Kommentar abgeben, derweil ich ja sonst ausschließlich über Kinofilme schreibe. 

Erwartet hatte ich, dass Kawusi sich komplett daneben benimmt und Krömer aufs Blut provoziert. Doch Überraschung! Krömer mäkelt schon vor Betreten des Gesprächsraums (und für Faisal hörbar) aufs Finsterste, dies könne ja nur eine Scheiß-Sendung werden, da sei ja nichts zu erwarten.

Mir ist völlig bewusst, dass dieses Poltern zu Krömers Figur essentiell dazu gehört, doch das hier war spürbar echt und entbehrte schon zu Beginn des komischen Untertons. Was dann abläuft, folgt im Grunde dem immer gleichen Prinzip:


> Krömer liest vorgefertigte Verbalangriffe ab, Kawusi antwortet selbstbewusst, selbstkritisch, souverän.
> Krömer spricht oft mit der Hand vor dem Mund und vermeidet oft den Augenkontakt. Bei Kawusi ist das Gegenteil der Fall, er fordert Krömer sogar explizit auf, ihm in die Augen zu sehen und zu sagen, ob er darin einen Heuchler erkennt (meine freie Wortwahl).
> Als Kawusi Krömer auf den Nagellack anspricht, ist Krömers Replique, ob Kawusi schwulenfeindlich sei. Was genau genommen nach hinten losgeht, da als Mann Nagellack zu tragen inzwischen nicht mehr zwingend als Hinweis auf Homosexualität wahrgenommen wird (zumindest nicht in größeren Städten). Kawusi weist Homophobie auch weit von sich.
> Die intendierte Denunziation des Gastes inklusive bereitliegender Einspieler und social media Zitate sind eine überaus unflexible, eingleisige Sache, starr und unkomisch und letztlich sogar peinlich, wenn dem Comedian etwa Ideenklau bei gleichen Bühnenbildern vorgeworfen wird - ein Raum mit Showtreppe, in ungezählten Shows üblicher Standard.
Unterm Strich ist Faisal Kawusi absolut offen und bereit zur Selbstkritik, sagt aber - nachvollziehbar - dass ein Fehler ein Fehler ist, und es wenit Sinn macht, sich hernach die Kugel zu geben (meine Wortwahl), während Krömer daran gelegen ist, sein Gegenüber schlicht in Grund und Boden zu verdammen (und ihm nebenbei auch noch seinen Begriff von Komik aufzuzwingen).

Ich würde den beiden wünschen, dass sie sich - vielleicht besser ohne Kameras - wieder begegnen können und während eines zweiten Gesprächversuchs erkennen, dass sie viel gemeinsam haben: Ecken und Kanten, Wut, wunde Punkte, alles allzu Menschliche.

Denn die beiden Entertainer haben eine größere Öffentlichkeit und sollten doch lieber Humor statt Bitterkeit aussenden.

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