TO A LAND UNKNOWN
TO A LAND UNKNOWN ★★★★★☆
Originaltitel: Se mia ágnosti chóra | Start: 27.11.2025 | FSK t.b.a.
Großbritannien, Palästina, Frankreich, Griechenland, Niederlande, Deutschland, Katar, Saudi-Arabien 2024
Länge: 105 Min.
Regie: Mahdi Fleifel
Buch: Mahdi Fleifel, Fyzal Boulifa, Jason McColgan
Casting: Luna Mouallem, Nour Silbaq, Kleopatra Ampatzoglou
Buch: Mahdi Fleifel, Fyzal Boulifa, Jason McColgan
Casting: Luna Mouallem, Nour Silbaq, Kleopatra Ampatzoglou
Cast: Mahmood Bakri, Aram Sabbah, Angeliki Papoulia, Mohammad Alsurafa, Monzer Reyahnah, Mouataz Alshaltouh, Mohammad Ghassan
Kamera: Thodoris Mihopoulos
Schnitt: Halim Sabbagh
Musik: Nadah El Shazly
Kamera: Thodoris Mihopoulos
Schnitt: Halim Sabbagh
Musik: Nadah El Shazly
Die Cousins Chatila und Reda sind zwei Geflüchtete und unwillentlich in Griechenland gelandet: ein Betrug des Schiebers. Nun leben sie notdürftig, unterversorgt und sparen Geld, damit es weiter nach Deutschland gehen kann, wo sie eine neue Existenz aufbauen wollen - das ist ihr gemeinsamer Traum. Bis dahin leben sie kriminell: sie klauen, schaffen an und betrügen; irgendwie müssen sie überleben. Chatila, der robustere von beiden, übernimmt weitgehend die Kontrolle bei ihren Aktionen, denn Redas lauernde Drogenabhängigkeit sind ein ähnlicher Risikofaktor wie seine sensible, mitfühlende Seite. Doch ein Gewissen können sich die beiden jungen Männer gerade ebensowenig leisten wie ein Flugticket. Nach zu vielen gescheiterten Anläufen hecken sie schließlich einen perfiden Plan aus, um Griechenland mittels Betrug und Kidnapping endlich verlassen zu können.
Die Pfade konventionellen Kinos waren dem palästinensisch-dänischen Regisseur im Laufe seines filmischen Schaffens immer unpassender für zeitgemäßes Kino erschienen, und so drehte er mit To a Land Unknown einen Hybrid aus Dokumentar- und Spielfilm. Und tatsächlich: man wird vom ersten Moment an in die Handlung hineingezogen, weil man kaum glauben kann, dass das gespielt sein soll. Schmutzig sind die Bilder und Kulissen, direkt und schroff die Sprache, man kann sich instant in die Figuren hineinfühlen, geht mit und versteht intuitiv, dass es zu den kriminellen Handlungen keine Alternative gibt, dass die Umstände die beiden Männer zu dem gemacht haben, was sie in dem Moment sind. Der aberwitzige Hergang der Ereignisse ist in keinem Fall Selbstzweck zur Belustigung, sondern verdeutlicht die große Not, in der Chatila und Reda - stellvertretend für ungezählte namenlose Geflüchtete - stecken. Die beiden Figuren verdeutlichen zwei Arten, mit der Situation emotional umzugehen: abgebrüht und ergebnisorientiert bzw. ständig mit einem schlechten Gewissen kämpfend. Die Konfliktmomente schwuler Sexarbeit und latenter oder praktizierter Drogenabhängigkeit hat Fleifel völlig organisch und selbstverständlich in die Handlung eingebaut: sie sind Bestandteil des Alltags, sind Behelfsmittel, sind ständige Risikofaktoren.
To a Land Unknown gehört m.E. zu den beeindruckendsten Filmen des Jahres, da der Film hilft, zu verstehen, mitzufühlen und politisch umzudenken. Eine schonungslose, tief berührende und extrem wichtige Arbeit.
cnm

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