STILLE POST

Der Geruch der Bilder
STILLE POST 
Filmstart: 15.12.2022 | FSK 12 | Prädikat: besonders wertvoll
Hadi Khanjanpour, Kristin Suckow | © Nina Reichmann





Deutschland 2022
Genre: Drama, Kriegsfilm
Länge: 94 Min.
Regie: Florian Hoffmann
Buch: Florian Hoffmann
Cast: Hadi Khanjanpour, Kristin Suckow, Aziz Capkurt, Jeanette Hain u.a.
Kamera: Carmen Treichl
Schnitt: Marco Rottig

Synopsis des Verleihs:
Als der Berliner Grundschullehrer Khalil Kriegsbilder aus seiner kurdischen Heimatstadt Cizre zugespielt bekommt, meint er, in den Videos seine tot geglaubte Schwester zu erkennen. Sein geordnetes Leben gerät aus den Fugen: er versucht um jeden Preis, seine Schwester in Sicherheit zu bringen und die Öffentlichkeit über den brutalen Krieg zu informieren. Als seine Existenz in Berlin am Abgrund steht, muss er sich fragen, wo er hingehört. (Eingespielte Videoaufnahmen aus dem türkisch-kurdischen Konflikt 2015/16).

Das große Verdienst dieser Arbeit, und zwar von allen tragenden Säulen (Buch, Regie, Spiel, Kamera), ist, dass weder dramatisiert noch manipuliert wird. Durch das eindringliche und sehr glaubwürdige Spiel des Ensembles können wir uns optimal in die Problematik einfinden. Das ist deswegen so besonders, weil hier eben von Manipulation und Ausnutzung erzählt wird: die Medien nutzen ihre Macht, qua Dramatisierung der vorliegenden Bilder Quote zu machen, direkt oder indirekt am Kriegsgeschehen Beteiligte nutzen die etwaige Naivität von möglichen Verbindungsleuten für mediale Verbreitung ihrer Bilder. Der Zweck heiligt die Mittel: Totgesagte leben womöglich noch, um im Schutz der "Nichtexistenz" besser weiterkämpfen zu können. So befinden sich einige der (Berliner) Figuren in einem Netz aus Hoffnung, Verzweiflung, Müdigkeit und Wut - einem Netz, das von Umständen und Protagonisten des Geschehens aus unterschiedlichsten Motiven gesponnen wurde. Und die wichtige Frage, die sich stellt ist, ob sie am Ende demoralisiert oder stärker daraus entkommen.

Zu Recht hat Stille Post das Prädikat: wertvoll erhalten. So still, wie der Film tatsächlich ist, so schnell wird man ihn nicht vergessen. M.E. wäre jedoch ein etwas zeitökonomischerer Schnitt einer breiteren Vermarktung dieses wichtigen Stoffes zuträglich gewesen (klingt beim Thema des Films vielleicht ironisch, ist aber wirklich so gemeint).

Kurden und Türken im Krieg, ein Kurde in Deutschland - und die Medien. Eine sensibel gemachte und intensiv nachhallende Reflexion über Glauben, Freiheit, Zwänge und Manipulation. Sehr empfohlen!

cnm

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