SHARAF
SHARAF ★★★★★★
Filmstart: 26.01.2023 | FSK 12
Deutschland, Ägypten, Tunesien, Frankreich 2021
Länge: 95 Min.
Regie: Samir Nasr
Buch: Sonallah Ibrahim, Samir Nasr
Buch: Sonallah Ibrahim, Samir Nasr
Cast: Ahmed Al Munirawi, Fadi Abi Samra, Khaled Houissa, Ridha Boukadida, Tawfik Bahri, Mohamed Danech, Jihed Cherni, Salha Nasrawi, Jala Hesham, Samer Eyonelsoud u.a.
Kamera: Darja Pilz
Schnitt: Hansjörg Weißbrich Skander
Musik: Oli Biehler
Kamera: Darja Pilz
Schnitt: Hansjörg Weißbrich Skander
Musik: Oli Biehler
Der junge Sharaf hat in Notwehr einen Mann getötet. Bei der Polizei wird er so lange drangsaliert, bis er ein Schuldeingeständnis macht. Im Knast wird er eine ihm bislang fremde Welt kennenlernen, die je nach finanziellen Möglichkeiten den "Abschaum" von den Privilegierten trennt. Hier ist nichts, wie es auf den ersten Blick scheint. Die Sanften und Großzügigen sind bei genauerem Hinsehen womöglich manipulative Schlangen, und die scheinbar Brutalsten womöglich die mit dem größten Herzen. Eine Welt voller Widersprüche - vor allem aber eine, die die (arabische) Welt da draußen wie unter einem Vergrößerungsglas spiegelt, eine mit quasi zementierter Hierarchie. Eins steht fest: ohne Geld bist du in dieser Parallelwelt nichts, und das "bessere Leben", das dir am ersten Tag in Aussicht gestellt wurde, ist eine Fatamorgana.
Dieser Film hat mich in Etappen erobert. Zu Beginn kam mir die Machart, das Spiel, die Bühne, die Dialoge etwas roh geschnitzt vor, ein wenig wie Kindertheater, zu groß die Gesten, zu laut die Gestalten. Doch Szene für Szene wurde klar, dass es sich hier vielmehr um eine filmische Metapher mit leise schelmischen Untertönen handelt denn um ein konventionelles Knast-Drama à la Papillon (USA 1973, R.: Franklin J. Schaffner). Und wenn man den Film auf diese Art liest, zeigt sich ein messerscharfer Blick auf die globale Verarsche, die den Kleinen und Machtlosen gemeinhin widerfährt. Jenen, die, wenn sie irgendwann die Augen öffnen und wirklich sehen, erkennen, dass es für sie zu spät ist.
Parabelhafte, leicht kafkaeske Erzählung über einen Unschuldigen im Knast und wie er die(se) Welt erlebt. Exzeptionell und sehr sehenswert!
cnm
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