ALLE WOLLEN GELIEBT WERDEN

ALLE WOLLEN GELIEBT WERDEN ½☆☆☆☆
Filmstart: 08.03.2023 (Weltfrauentag) | FSK 12 | Debüt
Anne Ratte-Polle, Lea Drinda | Matan Radin/DFFB-Zeitgeist Filmproduktion




Deutschland 2022

Genre: Spielfilm
Länge: 80 Min.
Regie: Katharina Woll
Buch: Florian Plumeyer, Katharina Woll
Cast: Anne Ratte-Polle, Lea Drinda, Ulrike Willenbacher, Urs Jucker, Hassan Akkouch, Hannes Hien
Kamera: Matan Radin
Schnitt: Kai Minierski
Musik: Moritz Krämer

Ina ist so eine Art Vorzeigemutter. Und -tochter! Und -ehefrau! Immer prima gelaunt und ein Fels in der Brandung für die Tochter, die Mutter, den Ehemann, gräbt sie sich beflissen durchs Leben. Tüchtig, gehorsam, verständig, liebend. Im kleinen Zeitfenster dieser Geschichte steht der 70. Geburtstag ihrer Mutter Tamara über allem, einer bestimmenden Mutter, die leider alles genau so haben will, wie sie es eben haben will - schließlich hat sie ein Leben lang in die Tochter investiert. Die anderen "Baustellen" der Gehetzten können sich sehen lassen: ihr Job als Therapeutin, der Wunsch ihres Gatten Reto, mit Frau und Kind mal eben für einen anderen Job nach Finnland zu ziehen, die pubertierende Tochter und - ach ja - last not least dieser dringende Anruf aus der Praxis ihrer Hautärztin, sie solle doch schnellstmöglich zum Gespräch vorbeikommen... wofür Ina natürlich keine Zeit findet. Eine Situation wie ein Pulverfass, das sich irgendwann entladen muss.

Ein Debüt ist kein Indiz für einen schwachen Film, im Gegenteil. Meistens sprühen Erstlingswerke vor Gestaltungswillen, frischen Ideen und federleichter Regie. Hier ist dies kaum gelungen. Der Ausgangspunkt, eine Frau im Spannungsfeld ihrer verschiedenen Rollen zu zeigen, die sie sich über die Jahre - womöglich unbewusst - angeeignet hat und derer sie sich kaum noch erwehren kann, verspricht tatsächlich eine spannungsgeladene Komödie mit ausreichend Tiefgang. Leider fehlt es bei dieser Umsetzung jedoch an Leichtigkeit und so etwas wie Bodenhaftung. Allzu behauptet und konstruiert wirken die Dialoge, kaum nachvollziehbar oder herleitbar die Handlungsmotive bzw. die Figurenpsychologie, eindimensional der Ehemann, geschichtslos die Wohnungseinrichtung, kryptisch die Dramaturgie. In Summe blieb das aus, was mir bei den meisten Filmen passiert: dass die Geschichte "nach mir greift" und mich mitnimmt.

Es ist nicht gehässig, sondern freundlich gemeint, wenn ich sage, dass die Regisseurin noch ein wenig Erfahrung sammeln sollte, um die Magie des Films zu verstehen und dann auf ihre eigene Art zum Leben zu erwecken.

cnm

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