DAS BLAU DES KAFTANS

DAS BLAU DES KAFTANS ★★★★★½
Originaltitel: Le Bleu du Caftan | Filmstart: 16.03.2023 | FSK 12
Ayoub Missioui, Saleh Bakri | © Arsenal Filmverleih



Frankreich, Marokko, Belgien, Dänemark 2022

Genre: Drama, LGBTQ
Länge: gut 120 Min.
Regie: Maryam Touzani
Buch: Maryam Touzani, Nabil Ayouch
Cast: Lubna Azabal, Saleh Bakri, Ayoub Missioui u.a.
Kamera: Adil Ayoub
Schnitt: Nicolas Rumpl
Musik: Kristian Eidnes Andersen

In einer der letzten Schneidereien Maalems, in der Kaftans noch von Hand geschneidert und aufwändig bestickt werden, gerät das Paar, das die Werkstatt betreibt, in Not. Die Kundschaft wird immer ungeduldiger, wählerischer und knausriger, außerdem hat Mina gesundheitliche Probleme und kann zusammen mit ihrem Mann Halim nicht alles schaffen. Sie nehmen einen jungen Lehrling in den Betrieb auf, der gut aussehend, verlässlich und lernwillig ist. Schon lange hat sich das Paar mit Halims Homosexualität diskret arrangiert; seine gelegentlichen Besuche im Hamam sind für beide offenbar ein gangbarer Weg, unter den gesellschaftlichen Umständen in Ruhe leben und arbeiten zu können. Und die Liebe zwischen ihnen ist echt und beständig. Als zwischen Halim und dem Lehrling der Funke springt, verändert sich das Leben der drei langsam und allmählich.

Im Kino werden queere Menschen gern mit der Brechstange erzählt; meist werden uns Tunten, Verstoßene, Opfer, Kriminelle, Best-Friends, Süchtige - Existenzen am Abgrund gezeigt - das ist hier anders. Die Gleichzeitigkeit von Liebe, Respekt und Begehren, das heimliche Ausleben des Verbotenen als offenes Arrangement, das Suchen nach Lösungen auch bei Missverständnissen und ungewollten Kränkungen so mutig und elegant in Szene zu setzen, das ist groß. Dass die Regisseurin praktisch keine emotionalisierende Musik verwendet, zeugt von der epischen Kraft ihrer Inszenierung. Dieser Film gehört ohne Frage schon jetzt zu den besonderen, den wichtigen und relevanten queeren Beiträgen des Jahres.

Schwules Drama, eingebunden in eine universelle Liebesgeschichte zwischen Mann und Mann und Mann und Frau im Kontext einer homophoben Gesellschaftsordnung... an diesem zeitlos schillernden Film werden sich kommende zu messen haben. Meisterhaft!

cnm  

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