DER FUCHS

DER FUCHS ★★★★★★
Filmstart: 13.04.2023 | FSK 12
Simon Morzé | © Alamode Film



Deutschland, Österreich 2021
Genre: wahre Begebenheit, Spielfilm
Länge: rund 120 Min.
Regie: Adrian Goiginger
Buch: Adrian Goiginger
Cast: Simon Morzé, Maximilian Reinwald, Karl Markovics, Marko Kerezovic, Joseph Stoisits, Pit Bukowski, Maximilian Echtinger, Joshua Bader, Stanislaus Steinbichler, Alexander Beyer u.v.m.
Kamera: Yoshi Heimrath, Paul Sprinz
Schnitt: Simon Blasi
Musik: Arash Safaian

Österreich, Mitte der 1920er Jahre. Im Zeitfenster zwischen den beiden Kriegen ist Franz noch ein Kind und leidet Hunger, da seine Eltern - einfache Landleute - nicht genug erwirtschaften, um alle Kinder ausreichend versorgen zu können. So wird er den Hof gegen seinen Willen verlassen müssen: eine frühe Entwurzelung. Einzelgänger soll er zeit Lebens bleiben, und als solcher findet er "seinen Platz" beim Militär. Der Kontakt zu den anderen Soldaten bleibt von seiner Seite wortkarg, dennoch wird er gemocht. Während seines Einsatzes 1940 im Zuge des Deutschen Angriffs auf Frankreich begegnet ihm im Wald ein Fuchsjunges, das er in seine Obhut nimmt und für ein Jahr aufpäppelt und beschützt. Das Tier soll sein wichtigster Bezugspunkt sein.

Manche Geschichten sind so kurz und simpel wie eine gekritzelte Randnotiz; sie könnten sehr leicht in Vergessenheit geraten, wenn nicht jemand ihr Potenzial erkennt und daraus einen Stoff machte, so wie hier geschehen. Und plötzlich werden solche Randnotizen zu einem Glanzlicht. - Regisseur Goiginger wählt ein annäherndes Quadratformat, das uns sogleich in eine nostalgische Stimmung versetzt, aber auch einen klareren, fokussierteren Blick ermöglicht. Der Beginn seiner Erzählung - Franz' Kindheit - kommt auffallend ruhig und scheinbar unspektakulär, doch mit wichtigen Details versehen und von einer selten so gelungenen Intimität, und dieser Blick erklärt den gesamten weiteren Verlauf, die psychische Konstitution des Jungen und späteren Soldaten: sein in-sich-gekehrt-Sein, sein Verhältnis zu einer Frau, die ihn begehren und dem Tier, das ihm für kurze Zeit Familie wird. Allentscheidendes Detail: der Fuchs wird in keinem Moment mit künstlichen Mitteln (Musik, Perspektive, Schnitt) verkitscht oder gar vermenschlicht; der Fuchs bleibt ein Tier, das, verloren gegangen, ebenso Anschluss braucht wie der junge Soldat.

In seiner trockenen, unpathetischen Erzählweise entsteht ein umso erschütternderes Erinnerungsfragment, ein stiller Antikriegsfilm, ein Film von großer Wucht und Poesie. - Zeitlos und packend.

cnm
  

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