BIS ANS ENDE DER NACHT

BIS ANS ENDE DER NACHT ★★★½☆☆

Filmstart: 22.06.2023 | FSK 12

Timocin Ziegler, Thea Ehre | © Grandfilm

Deutschland 2023

Genre: Krimi, Romanze
Länge: 124 Min. (langer Film)

Regie: Christoph Hochhäusler
Buch: Florian Plumeyer

Cast: Timocin Ziegler, Thea Ehre, Michael Sideris, Iona Iacob, Rosa Enskat, Aenne Schwarz, Gottfried Breitfuß, Sahin Erylmaz, Ronald Kukulies
Kamera: Reinhold Vorschneider
Schnitt: Stefan Stabenow
Musik Supervision: Martin Hossbach

Mittels einer Undercover-Aktion sollen Robert und Thea - als Paar auftretend - das Vertrauen eines Großdealers gewinnen. Robert, schwuler Polizist und Thea, Transfrau, die für die Scharade vom Knast beurlaubt wurde (und bei Erfolg nicht wieder zurück muss), haben sich glaubhaft aufeinander einzuspielen - bei Roberts inneren Widerständen eine heikle Aufgabe. Sie ist in ihrer Gefühlswelt intensiv, provokativ und transparent, was er als unprofessionell und gefährlich für eine erfolgreiche Operation ansieht. Dass Thea Robert mit ihrem Charme über kurz oder lang einwickelt, will er nicht wahr haben. 

Der raue Charme dieser Inszenierung ist faszinierend, da er wie aus einer anderen Zeit wirkt, wie ein Psychogramm aus den 1980er Jahren, unterlegt mit Liedern aus den 1960ern. Kamera und Schnitt wirken ungewöhnlich frei und experimentell, während sich beide Hauptfiguren immer mehr im Chaos verstricken, in ihrem Kampf um den perfekten Schein, um die inneren Widersprüche und darum, eine effektive Ermittlung zu führen. (Randnotiz: arg genuschelte Dialoge kann mensch als authentisch interpretieren, ich fand's eher nervig). Atmosphärisch ist der Film damit ein echter Hingucker, erzählerisch m.E. jedoch eher ein Wackelkandidat, da die Story ab der zweiten Filmhälfte schwächelt, immer unschärfer wird, an Stringenz verliert. Tröstlich ist dagegen die bittere Schlusspointe, mit der der Ausnahmekrimi eine deutliche Aufwertung erfährt.

Bemerkenswerter, sich den üblichen Kategorien entziehender Krimi mit schillernder Personnage und cinéastischem retro-look. Sehenswert dank seiner melancholischen Atmosphäre.

cnm