DIE PURPURSEGEL

DIE PURPURSEGEL ★★★★☆☆
Originaltitel: L'Envol | Filmstart: 06.07.2023 | FSK 16
© CG CINÉMA / Piffl Medien


Frankreich, Italien, Deutschland, Russland 2022
Genre: Historisch, Drama, Liebe
Länge: 100 Min.
Regie: Pietro Marcello
Buch: Geneviève Brisac, Pietro Marcello, Maurizio Braucci, Maud Ameline
Nach: Alexander Grin
Cast: Raphaël Thiérry, Juliette Jouan, Louis Garrel, Noémie Lvovsky, Yolande Moreau, Ernst Umhauer, François Négret, Natascha Wiese u.a.
Kamera: Marco Graziaplena
Schnitt: Andrea Maguolo
Musik: Gabriel Yared

Der erste Weltkrieg ist zu Ende, Raphaël kommt nach Hause, leicht versehrt aber arbeitsfähig. Seine Frau lebt nicht mehr, doch er darf seine Tochter, die kleine Juliette noch im Babyalter kennenlernen. Fortan wird er sich mit Hingabe um sie kümmern, während der Kampf ums Überleben weiter geht. Als begnadeter Holzarbeiter darf er im Ort arbeiten, auch wenn Mann mit den großen Händen von allen skeptisch beäugt und als Außenseiter behandelt wird. Die Tochter wächst zu einer schönen Frau heran, eine allzeit fröhlich singende, aber unnahbare Frau - und sie wird sich alsbald in einen jungen Piloten verlieben...

Diese Erzählung bietet zwei Aspekte, die mir schwer vereinbar zu sein scheinen. Cinéastisch ist dem Regisseur eine faszinierende Zeitreise gelungen, da er - wie bereits in früheren Arbeiten - Archivmaterial äußerst geschickt mit seinem jetzt gedrehten verbindet. Die rauen Bilder mit konsequent sparsamer Lichtsetzung (natürliches Licht - 1919 war die Elektrizität noch nicht überall verfügbar) und kargen Dialogen vermitteln das Gefühl, tatsächlich in diese Zeit einzutauchen. Anfangs wird auch kaum Musik eingespielt: eine sehr gute Entscheidung. Im späteren Verlauf des Films jedoch überzuckert der Regisseur seine Geschichte ins Märchenhafte - mit aufdringlicher Farbsymbolik (die Protagonistin trägt Rot), mit epischer Musik, die an Kitsch grenzt, mit einer plakativ hexenhaften Gestalt, die die Zukunft voraussagt usf. Der Märchencharakter ist Pietro Marcellos erklärte Absicht, ist m.E. jedoch eher die Schwäche seiner Arbeit. Was an der Erzählung außerdem ambivalent anmutet, ist der Eindruck, dass Frauen in jener Zeit stark sein mussten, um zu überleben, nichtsdestotrotz jedoch von einem Mann (analog: Prinz) gerettet werden wollten.

Obwohl ich die genannten Aspekte eher nervig finde, habe ich den Film seiner atmosphärischen Dichte wegen als ungewöhnlich und sehenswert empfunden. 

cnm  

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