DIE MITTAGSFRAU

DIE MITTAGSFRAU ★★★★★
Filmstart: 28.09.2023 | FSK16
Thomas Prenn, Mala Emde | © 2023 Wild Bunch Germany, Lucky Bird Pictures, Foto: Nick von Nostiz



Deutschland 2022
Genre: Drama, Romanverfilmung
Länge: 135 Min. (langer Film)
Regie: Barbara Albert
Buch: Meike Hauck, Julia Franck
Nach: Julia Franck
Cast: Mala Emde, Max von der Groeben, Thomas Prenn, Liliane Amuat, Fabienne Elaine Hollwege, Laura Louisa Garde, Eli Wasserscheid, Finjen Kiefer
Kamera: Filip Zumbrunn
Schnitt: Sophie Blöchlinger
Musik: Kyan Bayani

Verleih-info:
Die junge Helene kommt mit ihrer Schwester Martha in das aufregende Berlin der wilden 20er Jahre. Während Martha sich im Party- und Drogenrausch verliert, will Helene Medizin studieren und Ärztin werden. In Karl findet sie die Liebe ihres Lebens. Die Tür zur Welt scheint für sie weit offen zu stehen. Nach Karls jähem Tod und dem gesellschaftlichen Umsturz durch die Nazis begegnet sie Wilhelm, der sich unsterblich in sie verliebt und der jüdischen Frau einen "arischen" Pass verschafft. Doch ihre Lebensenergie und ihr starker Wille vertragen sich nicht mit Wilhelms nationalsozialistischem und patriarchalem Weltbild. Helene ist in einer quälenden Situation gefangen, aus der es kein Entkommen zu geben scheint. 
Bestsellerverfilmung.

Der Einstieg in dieses Epos schien mir etwas holprig und vage in der Regie. Das hat sich aber mehr als gegeben. Schon bald entfaltet die Inszenierung eine Intensität, der man sich nicht entziehen kann. Mala Emde brilliert darin als eine willensstarke Frau, die den äußeren Umständen hoffnungslos und vollkommen ohnmächtig ausgesetzt ist, die aber trotzdem weiter kämpft. Der Fokus des gesamten Films liegt allein auf ihrer Figur, sodass ganz automatisch eine vollkommene Identifikation mit ihr einsetzt und das Entsetzliche dieser Lebenssituation quasi körperlich spürbar wird. Die wichtigen Nebenrollen sind ebenfalls sehr gut besetzt und geführt. - 
Trotz epischer Länge (und geschilderter Zeitstrecke von vielen Jahren) wird die Erzählung nie redundant, im Gegenteil reichen einige szenische Miniaturen vollkommen aus, um den Wahnsinn einer Zeit lebendig werden zu lassen, in der nichts wichtiger war als Haltung zu zeigen und zu bewahren.
 
Das macht Die Mittagsfrau zu einem der klügsten filmischen Statements dieser Tage, das das Heute mit dem Gestern verknüpft und als Warnung vor dem Morgen gelesen werden darf. - Mala Emde hat m.E. alle Auszeichnungen für ihre Leistung verdient.

Absolute Empfehlung.

cnm 

Barbara Alberts Roman gleichen Titels wurde mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet.

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