GREEN BORDER

GREEN BORDER ★★★★★
Filmstart: 01.02.2024 | FSK 12
Gestrandet im Sperrgebiet als Spielbälle der Politik | © Agata Kubis / Piffl Medien



Belgien 2023

Genre: Drama
Länge: 152 Min. (langer Film)
Regie: Agnieszka Holland, Maciej
Mitarbeit Regie: Kamila Tarabura, Katarzyna Warzecha
Buch: Maciej Pisuk, Gabriela Lazarkiewicz-Sieczko, Agnieszka Holland
Cast: Jalal Altawil, Maja Ostaszewska, Behi Djanati Ataï, Mohamad Al Rashi, Dalia Naous, Tomasz Wlosok, Taim Ajjan, Talia Ajjan, Monika Frajczyk, Jasmona Polak, Maciej Stuhr, Agata Kulesza, Michael Zieliński, Aboubakr Bensaihm, Malwina Buss, Marta Stalmierska, Sandra Korzeniak, Piotr Stramowski, Joely Mbundu, Magdalena Poplawska
Kamera: Tomasz Naumiuk PSC
Schnitt: Pavel Hrdlička
Musik: Frédéric Vercheval

Schauplatz dieses humanitären (und umfänglich recherchierten) Dramas ist der Wald an der polnisch-weißrussischen Grenze, einer der letzten Urwälder Europas: monumental und tückisch zugleich. Im Jahr 2021 unternehmen Bashir und Amina mit deren syrischer Familie den Versuch, über diese grüne Grenze nach Polen zu fliehen, um von dort aus weiter nach Schweden zu gelangen, wo Verwandte sie erwarten. Doch die Versprechungen Lukaschenkos' erweisen sich als heimtückische Falle. Zusammen mit Tausenden anderen steckt die Familie im sumpfigen Niemandsland zwischen Polen und Belarus fest, von den Grenzschützern beider Länder aufs Unwürdigste hin und her getrieben, abgeschnitten von Versorgung und Hilfe. Eine Gruppe von Menschenrechtsaktivist:innen gibt alles, um den Notleidenden im Schutz der Dunkelheit Beistand zu leisten.

Die Regisseurin Agnieszka Holland sagt über sich, sie sei keine Dokumentaristin, sie arbeite mit Fiktion - doch ihr Film ist derart seriös recherchiert und dem Thema gerecht umgesetzt (schwarz/weiß, Handkamera, kaum Musik), dass ihre Inszenierung permanent den Eindruck einer Dokumentation macht. Und das ist eine ganz hervorragende Form, denn wir können uns dem Geschehen kaum noch entziehen, erleben die Not und den Verlust an Würde quasi mit den Figuren, so dass es einer Quälerei gleicht und eine innere Distanz (ich hier, da die Leinwand) quasi unmöglich macht. Die Authentizität kommt vielleicht auch daher, dass einige der Akteure selbst die Erfahrung von Flucht und Unsicherheit gemacht haben. Für sie war der Dreh eine Mixtur aus Eindrücken von Fiktion und Wirklichkeit.

Filme können etwas bewirken, meint Holland, und hier prangert sie ganz klar ein Europa an, das sich zunehmend als Festung geriert, da die Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg allzu sehr verdrängt wurden. Sie tut das mit lebendigen Bildern, die einen nicht kalt- und auch lange nicht loslassen.

Mehr politisches Engagement einer Filmemacherin geht nicht. M.E. ist Green Border Pflichtprogramm in unserer Zeit, in der den Diktatoren und Despoten Tür und Tor offen stehen.

cnm 

In ihrer Heimat wurde Agnieszka Holland so massiv bedroht, dass sie zeitweilig unter Personenschutz stand. Die polnischen Kinos sollten auf Anweisung des Justizministers vor jeder Vorstellung des Films einen distanzierenden Spot zeigen.
Green Border wurde dennoch in Polen zum zweitbesucherstärksten Film des Jahres.

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