BEI UNS HEISST SIE HANKA

BEI UNS HEISST SIE HANKA ★★★★☆☆
Filmstart: 18.04.2024 | FSK 0
Das Brautpaar Hanka und Ignac | © Neue Visionen



Deutschland 2023
Genre: Dokumentarfilm
Länge: 96 Min.
Regie: Grit Lemke
Buch: Grit Lemke
Mit: Anna-Rosina (Hanka) Wjeselina / Wjesela Ignac Wjesela, Ginter Pawliš / Günter Paulisch, Jurij Koch, Bosćij Wjesela / Sebastian Wessela Měto / Martin, Herbert Schulze, Hella Stoleckojc / Stoletzki, Petra Richterojc / Richter, Manfred Richter, Waltraud Richterowa / Richter Betina Wjeselina / Bettina Wessela 
Kamera: Uwe Mann (BVK)
Schnitt: Sven Kulik (BFS)
Musik: Walburga Wałdźic/Walde, Izabela Kałduńska 

Verleih-info:
Heimat: Lausitz. Als erster Kinofilm über, von und mit Sorben begibt sich BEI UNS HEISST SIE HANKA auf einen Streifzug durch den östlichsten Rand Deutschlands. jahrhundertelang entrechtet und schließlich als ethnische Minderheit offiziell anerkannt, suchen viele Sorbinnen und Sorben heute nach der eigenen und kollektiven Identität. Eingebettet in die malerische natur der Lausitz begleitet der Dokumentarfilm sorbische Existenzen im Hier und Jetzt. Von der progressiven Künstlerin über traditionsbewusste Jungbauern bis zum intellektuellen Dichter könnten die Lebensentwürfe der sorbischen Gemeinschaft unterschiedlicher nicht sein. Vereint sind sie dennoch - in Sprache, Kultur und dem Ringen um das Wiedererwachen der sorbischen Idee.
In ihrem Dokumentarfilm begibt sich Regisseurin Grit Lemke auf die Spur ihrer sorbischen Wurzeln. Was als Suche nach Herkunft, Muttersprache und Zugehörigkeit beginnt, wird zu einem sehr persönlcihen und intimen Einblick in die Traditionen, Traumata und Träume eines Volkes. Eine Reise so einzigartig, wunderschön und verwunschen wie eine Heimat, deren Täler, wälder und Flussläufe untrennbar verbunden scheinen mit den Menschen, die diese Landschaft geprägt haben.

Mein Eindruck:
Zum Einen ist diese von Einfühlung und Zurückhaltung geprägte Dokumentation sehr gut gemacht, weil es seitens der Dokumentaristin keine Einmischung und damit den ProtagonistInnen Raum gibt, sich frei und offen zu zeigen und zu sprechen. Eine seit langem an den Rand gedrängte Gruppe Deutscher mit eigener Sprache, die schlicht der Vergessenheit / Ignoranz anheim zu fallen drohen, ihre Kultur aber dennoch mit Stoizismus, Lust und aus Überzeugung leben und weitergeben. Hanka ist ein gutes Beispiel für eine, die sich hierin wiedererkennt und von sich aus einbindet.
Minderheiten sind jedoch auch gerne mal jene, die selbst ihrerseits besonders gut ausgrenzen können. Wir lernen über diese Doku eine Miniatur von gesellschaftlicher Gruppierung kennen, in der noch "alles seine Ordnung" hat, die Frau ihren Platz, die Familie ohne Frage heteronormativ ist und People Of Color ganz offenbar nicht vorkommen. Zum Thema gemacht wird das nicht, es gibt nur einen kleinen aber verräterischen Moment, nämlich, wenn während einer Sitzung jemand die Frage in den Raum stellt: wie wollen wir eigentlich mit Minderheiten umgehen? Dann folgt ganz nonchalant ein Schnitt, und ein anderes Thema ist auf dem Tisch. Anders gesagt: die Frage ist nicht erwünscht - warum wohl?

Vielsagende und sehr gut und einfühlsam gemachte Dokumentation über eine deutsche Minderheit, die womöglich - so steht fast zu befürchten - den Geist von morgen verkörpert.

cnm 

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