SIEGER SEIN ★★★★½☆
Filmstart: 11.04.2024 | FSK 6
|
Hêvîn Tekin, Dileyla Agirman | © Stephan Burchardt / DCM |
Deutschland 2024
Genre: JugendfilmLänge: 123 Min.
Regie: Soleen Yusef
Buch: Soleen Yusef
Cast: Dileyla Agirman, Andreas Döhler, Sherine Ciara Merai, Tamira Bwibo, Yumin Hannah Cho, Anisa Perk, Artemis Kostopoulou, Samira Hamieh, Fatima Hamieh, Carlotta Su Ipsen, Heidi Tebroke, Matteo Mermer, Manasse Kiefer, Dominic John Brandl, Rankin Duffy, Halima Ilter, Ali Reza Ahmadi, Peri BaumeisterKamera: Stephan BurchardtSchnitt: Marty Schenk
Musik: David Menke, Boris RogowskiMona musste mit ihrer kurdischen Familie aus Syrien fliehen. Deutschland und Berlin sind ihr noch fremd,
aber am seltsamsten findet die Elfjährige ihre neue Schule im rebellischen Bezirk Wedding: Dort herrscht
Anarchie pur. Die Schülerinnen und Schüler schikanieren die Lehrer:innen oder ihre Mitschüler:innen, sind
zu allen unausstehlich, haben zu nichts Lust - und glauben schon lange nicht mehr an eine rosige Zukunft.
Wedding, begreift Mona, bedeutet zwar Frieden und Freiheit, aber auch Frust, Aggression und
Perspektivlosigkeit.
Als ein Fußballturnier aller Berliner Schulen ansteht, bemerkt der engagierte Klassenlehrer Che Monas großes
Talent für Fußball. Das Kicken war schon in der Heimat ihre große Leidenschaft. Herr Che, ein Bilderbuch-Linker und Idealist, holt Mona ins Team. Doch das Zusammenspiel mit den anderen Mädchen ist schwieriger
als gedacht: Jede kämpft zwar ganz passabel für sich, aber nur gemeinsam könnten sie richtig gut sein. Mehr und mehr findet
Mona ihren Platz: im Tor, im Team, in der Schule, im neuen Leben. Die Underdogs aus dem Wedding bekommen
ihre große Chance, ganz Berlin zu zeigen, wer den besten Schulfußball der Hauptstadt spielt - und ahnen zum
ersten Mal, wie es sich anfühlen würde, auch mal Sieger zu sein.
[Leicht modifizierter Pressetext]
Durch den kleinen Trick, Haupt- und Identifikationsfigur Mona die Zuschauenden von Beginn des Films an direkt anzusprechen in ihrer Hilflosigkeit, Wut und dem dringenden Wunsch nach Sinn und Zugehörigkeit, holt uns der Film komplett ins Boot. Das wird anstrengend, denn an dieser Schule herrscht Anarchie. Nach dem, was ich als Berliner von LehrerInnen so gehört habe, ist das vollkommen realistisch. Die Erzählung jedoch, dass mit gutem Willen, Einsicht, schmerzhaften Sanktionen (die, oh Wunder, auch mal reversibel sind) und kollektiver Anstrengung die Welt (hier: Schule) wieder in Ordnung zu bringen sei, fällt m.u.M.n. eher in die Kategorie Märchen. Aber: für Märchen gehen wir ins Kino, und so kackfrech wie dieses erzählt wird, lasse ich mir gerne etwas vorträumen. Wer weiß, vielleicht bringt der Film ja den/die einen oder andere tatsächlich zum Nach- und Umdenken. Es wäre wünschenswert, wenn dieser Erfolgsfilm nicht der einzige Beitrag zu einem so schwierigen wie wichtigen Thema wäre. Denn in Deutschland haben die Kids beschämenderweise qua feiger Politik tatsächlich die Arschkarte gezogen.
Glanzlichter und tragende Säulen des Films sind - das muss noch gesagt werden - Dileyla Agirman als Mona und Andreas Döhler als engagierter Lehrer Che. Bei diesem wunderbaren Gespann würde ich mich tatsächlich mal über eine Fortsetzung des Formats freuen.
Was geht ab und was ist möglich in Deutschland, in den Schulen, mit den Kindern und den Entscheidungsträgern? Dieser so freche wie rührende Film bietet massentauglich weil unterhaltsam Antworten, die zwar mit der Wirklichkeit wenig zu tun haben, aber träumenswert sind.
cnm
Die Produktion erhielt den Deutschen Filmpreis als Bester Kinderfilm
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