EXILE NEVER ENDS
EXILE NEVER ENDS ★★★☆☆☆
Filmstart: 04.07.2024 | FSK -
Deutschland 2024
Länge: 100 Min.
Regie: Bahar Bektaş
Buch: Bahar Bektaş, Tobias Carlsberg
Mit: Bahar Bektaş, Onur Bektaş, Yildiz Bektaş Mustafa Bektaş, Taner Bektaş
Buch: Bahar Bektaş, Tobias Carlsberg
Mit: Bahar Bektaş, Onur Bektaş, Yildiz Bektaş Mustafa Bektaş, Taner Bektaş
Kamera: Antonia Kilian, Meret Madörin
Schnitt: Arash Asadi
Musik: Ahmet Aslan
Schnitt: Arash Asadi
Musik: Ahmet Aslan
Taner sitzt im Gefängnis und steht kurz vor der selbst gewählten Abschiebung in die Türkei. In der Zeit des Wartens führt Filmemacherin Bahar Bektaş Gespräche mit ihren Eltern Yildiz und Mustafa und ihren Brüdern Taner und Onur. Es geht um ihre Vergangenheit, die politische Verfolgung der alevitisch-kurdischen Familie in der Türkei und die Flucht nach Europa, um rassistische Übergriffe, Überforderung und Depression. Und darum, wie all diese Schicksalsschläge ihre Kindheit beeinflusst haben und wie unterschiedlich die Geschwister damit umgehen.
Zum einen ist es natürlich immer gut und wichtig zu erfahren, wie solche Schicksale im Einzelfall aussehen und erlebt werden; eine solche Dokumentation hat einen ungleich intimeren, persönlicheren und konkreteren Effekt als beispielsweise ein Zeitungsartikel. Allzu deutlich wird spürbar, wie hart die gesamte Familie gegen Schwermut und auch Depression ankämpfen muss, gegen eine sich anschleichende Aufgabe bzw. Gleichgültigkeit nach so viel Anfeindung nicht nur in der Heimat, sondern auch (und das ist so beschämend) am Zufluchtsort Deutschland, wo sich das Leben mehr wie ein dauerhafter Schwebezustand anfühlt. In langen, wohlkomponierten Einstellungen lässt die Dokumentaristin dann auch oft die Stille und so etwas wie eine Leere wirken, gegen die sich die Familienmitglieder täglich stemmen müssen.
Was ich als problematisch empfand, war die Gewichtung dieses Aspekts. Gern hätte ich mehr Detailinformationen bekommen, beispielsweise zum inhaftierten Bruder, dazu, ob ein soziales Netz in Deutschland irgend möglich war oder sich anbot, schlicht mehr konkrete Geschichten anstelle von bedrücktem Schweigen (gern auch aus dem Off, wenn es als O-Ton zu belastend gewesen wäre). Diese inhaltlichen Ellipsen machen den Film über seine Gesamtstrecke schwer "verdaulich". Mein Eindruck ist sogar, dass die Dreharbeiten in diesem Fall zu früh beendet wurden und ich leider auch nicht erfahre, warum zu diesem Zeitpunkt. Das würde wiederum für eine Fortsetzung zu geeigneter Zeit sprechen!
Atmophärisch stimmig gebautes, exemplarisches Schicksal einer türkischen Familie, die vor Jahren nach Deutschland flüchtete und dort auch nicht ganz ankommen konnte. Inhaltlich jedoch m.E. leider recht lückenhaft. Eine Fortsetzung könnte interessant sein.
cnm
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