WAS UNS HÄLT

WAS UNS HÄLT ★★★★½
Originaltitel: Lacci, The Ties | Filmstart: 20.06.2024 | FSK 16
Z-Anordnung: Luigi Lo Cascio, Alba Rohrwacher, Giovanna Mezzogiorno, Adriano Giannini | © FilmKinoText



Italien 2020
Genre: Drama, Romanze Noir
Länge: 100 Min.
Regie: Daniele Luchetti
Buch: Domenico Starnone, Francesco Piccolo, Daniele Luchetti
Nach: Domenico Starnone, DVA (Roman "Auf immer verbunden")
Casting: Elena Bouryka, Massimiliano Pacifico
Cast: Alba Rohrwacher, Luigi Lo Cascio, Laura Morante, Silvio Orlando, Giovanna Mezzogiorno, Adriano Giannini, Linda Caridi
Kamera: Ivan Casalgrandi
Schnitt: Daniel Luchetti, Adel Dallier Vega
Ton: Carlo Missidenti 

Neapel Anfang der 1980er Jahre, wir begegnen einer "ganz normalen" Kernfamilie. Nachdem Aldo hat seine Kinder Anna und Sandro ins Bett gebracht und ihnen eine Gutenachtgeschichte erzählt hat, geht er in die Küche zu seiner Frau Vanda und beichtet ihr, dass er sie betrogen hat. Vanda verliert den Boden unter den Füßen und weiß nicht, wie sie reagieren soll. Was bedeutet das für sie und die Kinder? Sie setzt Aldo kurzerhand vor die Tür.

Dreißig Jahre später leben Vanda und Aldo immer noch zusammen, aber womöglich haben sie und ihre beiden Kinder, Anna dafür einen hohen Preis gezahlt.

Dies ist eine so elegische wie melancholische Betrachtung der Frage nach Sinn und Notwendigkeit einer ewig währenden familiären Bindung. In diesem Fall fällt die Bilanz nicht gerade positiv aus, besteht das Zusammensein der beiden Eheleute doch weitgehend aus Zweifeln, Verzweiflung und Anfeindungen. Vergleichen wir diese Geschichte mit Wer hat Angst vor Virginia Woolf? (USA 1966, R.: Mike Nichols), ist der Hergang ein Ähnlicher. Im Klassiker erleben wir die Endphase, einen plärrenden, unerbittlichen Verbalkrieg, der während nur eines einzigen Abends und einer Nacht kaum einen Stein auf dem anderen lässt. In Lacci dagegen werden die Zeitebenen vom Moment des ersten Vertrauensbruchs bis zum halbtoten Nebeneinander im Alter geschickt verwoben und ergeben ein eher bitteres Gesamtbild vom oft als ideal empfundenen Konstrukt der ewigen Treue. Was das mit den Kindern macht, wird hier gut mit einbezogen und ergibt eine der erfrischendsten Sequenzen des ganzen Films.

Gekonnt wirkungsvoll eingesetzt hat Luchetti viele Groß- und Nahaufnahmen (die ich ausnahmsweise als sinnvoll empfinde) sowie bemerkenswert krasse Ton-Bild-Versätze oder auch das gelegentliche Auslassen von Ton - Stilelemente, die dem Film eine enorme atmosphärische Wucht verleihen.

Pros und Contras lebenslanger familiärer Bande um jeden Preis: formal und schauspielerisch glänzend dargeboten. Wie die Handlungen, Entscheidungen, die Hysterien und Überreaktionen der Figuren allerdings individuell erlebt und bewertet werden, steht selbstredend auf einem ganz anderen Blatt.

cnm 

Warum kommt der Film erst jetzt in die Kinos?

Weil der WDR 2023 beschlossen hat die TV Rechte zu kaufen.
Damit kann die Synchronisation finanziert werden.
Eine Synchronisation ist wichtig, damit der Film ein breiteres Publikum erreichen kann und zu mindestens die Chance besteht, dass sich das Projekt refinanziert. (info d. Verleihs)


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