MADAME SIDONIE IN JAPAN

MADAME SIDONIE IN JAPAN ★★★★★
Originaltitel: Sidonie au Japon | Filmstart: 11.07.2024 | FSK 0
Isabelle Huppert, Tsuyoshi Ihara | © Majestic





Frankreich, Deutschland, Schweiz, Japan 2023
Genre: Drama, Komödie
Länge: 95 Min.
Regie: Élise Girard
Buch: Maud Ameline, Élise Girard, Sophie Fillières
Cast: Isabelle Huppert, Tsuyoshi Ihara, August Diehl u.a.
Kamera: Céline Bozon
Schnitt: Thomas Glaser
Musik: Gérard Massini

Die renommierte Autorin Sidonie Perceval wird anlässlich der Wiederveröffentlichung ihres ersten Buches zum 40. Jubiläum nach Japan eingeladen, wo der dortige Verleger ihre Lesetour begleitet. Sidonie ist zu der Zeit allerdings eine verunsicherte Frau; noch immer hat sie den Tod ihres Mannes nicht überwunden und bewegt sich eher schattengleich durchs Leben. Da tut es gut, dass Kenzo, der Verleger, keine Quasselstrippe ist und sie in Ruhe ihr Ding machen lässt - auch er hat einen persönlichen Verlust zu verarbeiten. Für die Autorin kommt irritierend hinzu, dass ihr ganz überraschend an diesem so fremden Ort der Geist des verstorbenen Gatten erscheint. Es beginnt ein leises Ringen der Vergangenheit, der Gegenwart und einer möglichen Zukunft.

In auffällig einfachen Bildern und dezent vertont inszeniert die Regisseurin eine Isabelle Huppert, die hier ihre Stärke als Charakterschauspielerin weit besser zeigen kann als in ihren exzentrischen Rollen. Sehr bewusst ist die filmische Gestaltung rudimentär, ja fast schon holzschnittartig gehalten; manche stilistischen Elemente wirken fast schon fehlerhaft - so wie die Rückprojektionen bei vielen Autofahrten - was den Traum- oder Trancecharakter der beiden Innenleben optimal spürbar macht. Mutige Passagen ohne Dialog und Musik zeugen davon, dass dieser Film viel zu sagen hat und den Autorinnen bewusst war, das es Dinge gibt, die nicht ausgesprochen werden müssen.

Im Zentrum der Geschichte steht der schwierige Prozess der Trauer und einer möglichen Rückkehr ins Leben - begleitet von leisem, feinem Humor, der dieser Ballade (bzw. uns) eine unnötige Schwere erspart. Allein zum Ende hin schien mir der epische Schnitt etwas breit und zerfranst, aber das zählt eher als kleiner Schönheitsfehler.


Ein wunderbar mutiger, stiller und sehr starker Film über das Loslassen, der sich tief ins Gedächtnis gräbt. Dringend empfohlen allen ArtHaus-Freunden.

cnm 

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