WAS WILL DER LAMA MIT DEM GEWEHR?

WAS WILL DER LAMA MIT DEM GEWEHR? ★★★★★★
Originaltitel: The Monk and the Gun | Filmstart: 01.08.2024 | FSK 0
Kelsang Choejey | © MFA+ Filmdistribution



Bhutan, Taiwan 2023

Genre: Dramödie, wahre Begebenheit
Länge: 107 Min.
Regie: Pawo Choyning Dorji
Buch: Pawo Choyning Dorji
Cast: Tandin Wangchuk, Kelsang Choejay, Deki Lhamo, Pema Zangmo Sherpa, Tandin Sonam, Harry Einhorn, Choeying Jatsho, Tandin Phubz, Ugyen Dorji, Yuphel Lhendup Selden
Kamera: Jigme Tenzing
Schnitt: Hsiao-Yun Ku
Musik: Frédéric Alvarez

In Bhutan, einem kleinen buddhistischen Königreich im Himalaya, ist die Welt noch in Ordnung. Bis der König auf die Idee kommt, sein Volk glücklich machen zu wollen, indem er ihnen zuerst Zugang zu Internet und Fernsehen gibt und dann auch noch die Demokratie einführt. „Wir sind doch schon glücklich“, denken sich die Menschen verwirrt. Sie sollen lernen, wie Wahlkampf funktioniert, während nebenbei ein so genannter „007“ im TV rumschießt. Dem alten, hochverehrten Lama reicht es. Er beauftragt einen jungen Mönch, so schnell wie möglich ein Gewehr heranzuschaffen. Die Spannung im Dorf steigt: neue Zeiten werden anbrechen, aber... was will der Lama mit dem Gewehr?

Mit stillem Humor und messerscharfem Blick auf alles, was in der kapitalistischen Welt hochgehalten wird, führt Pawo Choyning Dorji unseren Demokratiebegriff wie im Vorbeigehen ad absurdum, dreht ihn um 180 Grad. Die vielen liebenswerten Spitzen gegen die Macht des Geldes geben der Erzählung Hamingway'sche Grandezza. Diese filmische Metapher bedeutet m.E. schon jetzt den wichtigsten, den relevantesten Weckruf des Kinojahres.

Einfach fantastisch.

cnm 

Auszug aus dem Q&A mit dem Regisseur:

"Im Lauf der gesamten jüngeren Geschichte hing Bhutans Existenz mit der Fähigkeit des Landes zusammen, irrelevant zu sein. Die Politik der Abschottung und Isolation half Bhutan, dem Ansturm von Kolonialisierung und fremdländischem Einfluss zu trotzen. (...) Der König behielt die alleinige Autorität, und die 2.500 Jahre alten Lehren Buddhas bestimmten, wie man sein Leben zu führen hatte. Als überall auf der Welt die Digitalisierung Einzug hielt, mied Bhutan bewusst moderne Errungenschaften, wie das Internet, Mobiltelefone und Kabelfernsehen. Alles mit dem Ziel, unsere einzigartige Lebensweise zu schützen.

Aber in der Mitte des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts sah sich Bhutan plötzlich angesichts der digital politisierten Welt in seiner Existenz bedroht. Ich fand, dass diese Zeit einen lebendigen Hintergrund für die Geschichte meines Films THE MONK AND THE GUN abgab. Es war eine Zeit, in der Bhutan als letztes Land der Welt Zugang zu Fernsehen erhielt. Aber auch zur Demokratie, ohne dass diesem Prozess eine Revolution der Massen oder eine Forderung der Bevölkerung vorausgegangen waren, sondern lediglich, weil der König freiwillig abdankte, damit sein Land und sein Volk ihren eigenen Platz in der Welt finden konnten. 

Ein einzigartiger Vorgang, wie er nicht in vielen Ländern stattgefunden hat".


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