HERETIC ★★★★☆☆
Start: 26.12.2024 | FSK 16
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Chloe East, Sophie Thatcher | © Plaion Pictures / Kimberley French |
USA 2024
Genre: Mystery, HorrorLänge: 110 Min.
Regie: Scott Beck, Bryan Woods
Buch: Scott Beck, Bryan Woods
Casting: Carmen Cuba
Cast: Hugh Grant, Sophie Thatcher, Chloe East, Topher Grace, Elle YoungKamera: Chung-Hoon ChungSchnitt: Justin Li
Musik: Chris Bacon
Zwei junge Frauen sind als Missionarinnen unterwegs, nichtsahnend und im guten Glauben, den Menschen Gott nahezubringen. Als sie vor Mr. Reeds Haus stehen, gießt es in Strömen. Der Freundliche Herr bittet sie hinein, sagt, seine Frau habe gerade einen Kuchen im Ofen. Leider folgen sei der Einladung, um bald festzustellen, dass hier nichts so ist wie es den Anschein hatte: das Haus entpuppt sich als Falle, als abgeriegeltes Labyrinth, in dem der Gastgeber Katz und Maus mit seinen "Gästen" spielt, indem er ein paar ans Überleben geknüpfte, existenziell theistische - und vor allem folgenschwere - Fragen diskutiert.
Sehr ähnlich wie einst Henry Fonda in Spiel mir das Lied vom Tod (Italien, USA 1968, R.: Sergio Leone) gegen seinen bis dahin längst etablierten Typus des prototypisch Guten besetzt wurde und einen machtbesessenen, skrupellosen Killer so überraschend wie überwältigend verkörperte, beweist sich Hugh Grant - bislang Typus Lieblingsschwiegersohn mit Schmacht-Blick - erstmalig als ungewöhnliche Horrorgestalt und legt damit eine 180-Grad-Wende in Sachen Spiel & Image hin. Interessanterweise nutzt er für den eloquenten, geistreichen Sadisten einen ähnlichen Charme wie in all seinen vorigen Filmen, versieht sie allerdings mit erschreckender Kälte. Er ist Dreh- und Angelpunkt dieses Schockers, er ist der Schauwert und selbstredend auch der Zuschauermagnet.
Auch cinéastisch kann Heretic sich sehen lassen: das diffus-sparsam ausgeleuchtete Set dieses Kammerspiels kann Klaustrophobiker das Fürchten lehren, die beiden gefangenen Frauen spielen ihre sehr langsam wachsende Beklemmung, die sich später in Todesangst verwandeln soll, ebenso hervorragend. - Vor allem setzt die Geschichte als solche dankenswerterweise auf ebendiese Furcht, auf ein nahendes Ungewisses, das ja bekanntlich viel schrecklicher ist als jedes explizit gezeigte Gemetzel. Leider haben Buch und Regie diesem Konzept des Horrors aus Macht vs. Ohnmacht, Glauben vs. Verrat offenbar nicht bis zuletzt zur Gänze getraut. Und holen darum im späteren Verlauf des Geschehens doch noch den einen oder anderen Holzhammer heraus mit unnötigen Effekten bzw. "Schauwerten", die ein wenig wie aus dem Hut gezaubert daherkommen und eher eine Art Hilflosigkeit oder auch Unentschiedenheit mitbringen denn ein wirklich stimmiges bzw. schockierendes Finale.
Sei's drum. Trotz des holprigen Ausgangs ist Heretic ein Film, den man als Horror-Freund unbedingt gesehen haben muss: für Grants Performance und für seinen genreuntypischen, bemerkenswerten Ansatz, das Grauen dort stattfinden zu lassen, wo es am besten funktioniert: im Kopf des Zuschauers.
cnm
Hugh Grant ist nominiert für einen Golden Globe (2025) als Bester Hauptdarsteller.
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