QUEER

QUEER ★★★★½
Start: 25.12.2024 | FSK 16

Daniel Craig, Drew Starkey | © Yannis Drakoulidis. Courtesy of A24 






Italien, USA 2024

Genre: Drama, LGBTQ
Länge: 135 Min.
Regie: Luca Guadagnino
Buch: Justin Kuritzkes
Casting: Jessica Ronane CDG, Maurilio Mangano U.I.C.D. u.a.
Cast: Daniel Craig, Drew Starkey, Jason Schwartzman, Henrique Zaga, Drew Droege, Andra Ursuta, Ariel Shulhman, Andres Duprat, Omar Apollo, David Lowery, Lisandro Alonso, Michael Borremans u.a.
Kamera: Sayombhu Mudeeprom
Schnitt: Marco Costa
Music Supervisor: Robin Urdang
Musik: Trent Reznor, Atticus Ross

1950. William Lee, ein amerikanischer Expat in Mexiko-Stadt, verbringt seine Tage, abgesehen von einigen wenigen Kontakten, die er mit anderen Mitgliedern der kleinen amerikanischen Gemeinde pflegt, fast ausschließlich allein. Seine Begegnung mit Eugene Allerton, einem ehemaligen Soldaten, der neu in der Stadt ist, zeigt ihm zum ersten Mal, dass es möglich sein könnte, eine intime Beziehung zu jemandem aufzubauen. Trotz des Altersunterschiedes kommen sich die beiden langsam näher - und erleben miteinander ein Wechselbad aus Annäherung und Entfremdung, einen rauschhaften Selbstfindungstrip.

Mit Queer legt Regisseur Guadagnino eine "unzuverlässige Erzählung" vor, eine Geschichte, von der nie ganz klar ist, ob sie fantasiert oder real ist. Die Hauptfigur, ein sehr verlorener, schwuler Mann ohne Heimat und Ziel, lehnt sich gegen die Einsamkeit auf mit Alkohol und allen Maskeraden, die ihm (noch) zur Verfügung stehen: als Charmeur, Verführer, Bonvivant... was ihm natürlich nur leidlich gelingt. In einem späteren Kapitel kommen Drogenexperimente ins Spiel, die zur Folge haben, dass auch wir, die Zuschauenden, durchaus die Orientierung verlieren können. Spätestens hier wird klar, dass dies die Geschichte eines liminalen Mannes ist, eines, der im Begriff ist, sich selbst wiederzufinden oder auch aufzugeben. 

Formal erinnern die in Cognac-, Rost- und Tabaktöne getauchten schwulen Motive entfernt an Fassbinders Querelle - Ein Pakt mit dem Teufel (1982), was Queer eine kultige Aura verleiht.

Ein transzendenter Film über das Begehren, über das Loslassen und über verlorene Jugend, ist Queer keine leichte Kost. Dass ein Schauspieler wie Daniel Craig hierbei sein spielerisches Talent voll auffährt, ordne ich als leuchtendes Faszinosum im endenden Kinojahr ein. - Sollten Sie interessiert haben, gönnen Sie sich diesen Ausnahmefilm unbedingt auf großer Leinwand: dort kommt er mit Sicherheit am besten zur Geltung.

ArtHaus meets queere Lebensphilosophie: Queer fordert unsere Geduld und öffnet unseren Geist. Und 
Guadagnino beweist sich als souveräner Meister der Überraschung.

cnm 

Kommentare

Beliebte Posts der letzten 30 Tage

Interims-Dokument 2024 (November/Dezember)

THE ART OF LOVE

HERETIC

RICH FLU

PROBLEMISTA

UNDER THE SILVER LAKE

DIE HEINZELS - NEUE MÜTZEN, NEUE MISSION

DER SPITZNAME

RIEFENSTAHL

THE KILL ROOM