PFAU - BIN ICH ECHT?

PFAU - BIN ICH ECHT? ★★★★½☆

Start: 20.02.2025 | FSK 12

Julia Franz Richter, Albrecht Schuch | © Wild Bunch Germany

Österreich, Deutschland 2024

Genre: Dramödie, Satire
Länge: 102 Min.

Regie: Bernhard Wenger
Buch: Bernhard Wenger
Casting: Eva Roth

Cast: Albrecht Schuch, Julia Franz Richter, Anton Noori, Theresa Frostad Eggesbø, Salka Weber, Maria Hofstätter, Branko Samarovski u.a.
Kamera: Albin Wildner
Schnitt: Rupert Höller
Musik: Lukas Lauermann

Matthias hat sich nicht nur voll angepasst, er hat sogar einen Job daraus gemacht. Stellen Sie sich einen Escort Service vor, bei dem Sie Persona mieten können! Sie benötigen einen wiedergekehrten Bruder, einen Schwiegersohn zum Vorzeigen, einen Ehemann für die Wohnungsbesichtigung? - Matthias ist Ihr Mann! Er folgt einer jeweils vorgegebenen Lebensgeschichte und mimt stundenweise Ihren gewünschten Menschen. Doch leider hat sich sein Job komplett auf das Privatleben ausgewirkt. Wenn seine Partnerin ihn fragt, ob er lieber einen Rot- oder Weißwein trinken mag, lautet die Antwort: "Was trinkst du denn, Schatz?" Mit anderen Worten: Matthias hat sich selbst verloren. Dass eine solche Situation nicht auf Dauer funktionieren kann, versteht sich von selbst.

Albrecht Schuch ist hier überraschenderweise deutlich gegen sein bisheriges Rollenfach des Rebellen besetzt, er kommt als leere Hülle eines Mannes daher, der gefallen will und muss. Das macht er spitze! Auch, wenn ich die Entwicklung zum angepassten Zombie für einen dramaturgischen Bogen schwer vermisse (die Figur Matthias ist von Beginn an ihrem Schicksal erlegen), schätze ich den Film doch konzeptionell als deutliche Kritik an der Gesellschaft, zu der wir geworden sind: wenn du nicht geschmeidig im Umgang bist, hast du im Job keine Chance. Performance im Beruf und im sozialen Miteinander ist überlebensnotwendig geworden. Pfau - bin ich echt? überspitzt das zur beißenden Satire mit einem wunderbaren, appellartigen Finale.

Hierin erinnert dieser ungewöhnliche Film an die prägenden Sätze in Network (USA 1976, R.: Sidney Lumet): "Ihr könnt mich alle am Arsch lecken, ich lasse mir das nicht mehr länger gefallen!" - Dem gebührt unbedingte Aufmerksamkeit, vor allem im politischen Katastrophenjahr 2025.

cnm 

Der Film erhielt die Auszeichnungen:
Premio Bisato d’oro der Filmkritik für Beste Regie, Settimana Internazionale della Critica, Venedig Film Festival (2024)