HARVEST
Länge: 133 Min. (langer Film)
Buch: Joslyn Barnes, Athina Rachel Tsangari
Nach: Jim Grace (Roman)
Casting: Shaheen Baig
Kamera: Sean Price Williams
Schnitt: Matthew Johnson, Nico Leunen
Musik: Caleb Landry Jones, Ian Hassett, Nicolas Becker
Eine schottische Dorfgemeinschaft vor vielleicht 150 Jahren (es wird keine Zeit angegeben; Landwirtschaft bestimmt das Leben, es gibt noch keinen Strom). Aus Perspektive des Bauern Walter Thirsk wird in einer melancholisch-rauen Erzählung der Niedergang des Dorfes verfolgt, in der - beginnend mit dem Brand einer Scheune - das Gemeinschaftsgefüge bestimmt ist von Verdacht und (womöglich) falscher Anklage, von harter Bestrafung und territorialen Ansprüchen. Es kündigt sich nämlich die Ankunft des rechtmäßigen Gutsherrn an, der, so fürchtet man, die "Unwürdigen" Siedler vertreiben wird. Ein Kartograph zeichnet bereits eine detaillierte Übersicht des Gebiets und ist von vielen nicht gern gesehen. Im Grunde zeichnet sich der Niedergang der Gemeinschaft schon bald deutlich ab.
Im Grunde haben wir es bei Harvest mit einer so elegischen wie melancholischen Analogie auf unsere Zeit zu tun, denn immer, wenn Gewinnmaximierung in den Fokus rückt, leiden die Menschen darunter: ihre Existenz, ihre Würde, ihr Seelenfrieden erodieren, Misstrauen und Feindseligkeit nehmen zu. Atmosphärisch ist das sehr gut gelungen, nicht nur des intensiven Spiels aller Beteiligten wegen (Rosy McEwen ist fantastisch), sondern auch, weil auf 16mm Filmmaterial gedreht wurde, was dem Film eine historische Aura verleiht. - Mein Eindruck: man tut gut daran, im Vorfeld über die Geschichte detaillierter zu lesen, denn trotz ihrer Langsamkeit ist ihr nicht so leicht zu folgen. Wenn man sich selbst innerlich entschleunigt und auf eine vermeintliche Ereignislosigkeit einstellt, wird man mit einer beeindruckenden Zeitreise belohnt, die mehr mit unserer Lebenswirklichkeit gemein hat, als es zunächst den Anschein hat.
cnm
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