AUSSERDEM IM JUNI 2025

 Weitere Filme im Juni 2025

DIE BONNARDS - MALEN UND LIEBEN
FROM THE WORLD OF JOHN WICK: BALLERINA
CHAOS UND STILLE  | DAS FEST GEHT WEITER!
DER LETZTE TAKT | HEIDI - DIE LEGENDE VOM LUCHS


05. Juni

DIE BONNARDS - MALEN UND LIEBEN
Biopic | FR, BE 2023 | OT: Bonnard, Pierre et Marthe
R.: Martin Provost | B.: Martin Provost, Marc Abdelnour
D.: Cécile de France, Vincent Macaigne, Stacy Martin u.a.
Verleih PROKINO | 123 Min. | FSK 0

Biopic um die Lebens-, Schaffens-, Liebes- und Leidensgeschichte des Künstlerpaars Bonnard. Beginnend mit der ersten, ambivalenten Begegnung von Marthe und Pierre, bei der sie als Akt Modell sitzen soll und die beiden einander näherkommen, über glückliche Zeiten und Begegnungen im befreundeten KünstlerInnenkreis bis hin zu Entfremdung und Marthes verzweifeltem Ringen um die eigene Identität als Künstlerin und den Status ihrer beider Liebe. - Mir schien der Hergang dieser Lebensläufe arg schematisch dargestellt (vor allem zu Beginn des Films), während die Fotografie nahezu malerisch gelingt. Eine Frau, so sagt der Film, liebt wahlweise selbstvergessen oder auch hysterisch, sie lebt also durch die Liebe des mannes. Mir kommen Zweifel daran, dass es je so gewesen sien könnte. Der Mann, Pierre Bonnard, steht hier (trotz des Titels Die Bonnards) eindeutig im Zentrum des erzählerischen Interesses bzw genießt die günstigere Darstellung durch den Regisseur. Ätherisch-beschauliches Biopic.



FROM THE WORLD OF JOHN WICK:
BALLERINA
Action | USA 2025 | OT: Ballerina
R.: Len Wiseman
D.: Ana de Armas, Ian McShane, Anjelica Huston, Gabriel Byrne, Norman Reedus, Keanu Reeves u.a.
Verleih: Leonine | 125 Min. | FSK 18

Dieses Action-Epos spielt sich während des 3. Teils der höchst beliebten Reihe John Wick ab.  Eve Macarro schwört hier Vergeltung für den Mord an ihrer Familie, nach dem sie bereits im Kindesalter mit vermeintlicher Großzügigkeit in einem mafiösen Clan aufgenommen und von diesem protegiert wurde. Wir folgen der jungen Rächerin, die Jahre später als Erwachsene bei den berüchtigten Ruska-Roma ihre Ausbildung in der Kunst des Tötens absolviert, um hernach bittere Rache zu üben.

Es genügt wohl, festzuhalten, dass dieser Film dem Genre voll und ganz verpflichtet ist und die entsprechenden Erwartungen vollumfänglich erfüllt. Hier wird konsequent geballert und gemetzelt, dass ich tatsächlich zu den Ohrstöppseln griff (und immer noch genug Geräuschkulisse mitbekam). Die explizite Gewalt hatte immerhin eine FSK 18 zur Folge, was ich begrüße. Zu bestaunen sind des weiteren (neben faszinierend künstlich wirkenden Kulissen) souveräne Auftritte und spielerische Leistungen von großen Namen wie McShane, Huston, Byrne, Reedus etc.; leider legt der Hauptmagnet des Franchises Reeves eine eher lustlose Performance wie mechanisch aufgesagt hin. Also sollten Sie sich nicht zu sehr auf ihn freuen. Ana de Armas legt sich dafür voll ins Zeug. Als jemand, den so etwas schon immer befremdet hat, sage ich dennoch: hier wird 110%ig abgeliefert.



CHAOS UND STILLE
ArtHaus, Drama | Deutschland 2024
R./B.: Anatol Schuster
D.: Sabine Timoteo, Anton von Lucke, Maria Spanring, Michael Wittenborn u.a.
Verleih: Neue Visionen | 83 Min. | FSK 12

Eine Vermieterin erlässt einem jungen Paar mit Kind die Miete, gibt all ihr Hab und Gut weg um hernach auf dem Dach des Hauses zu leben. Ihre lautere Geste der Selbstkasteiung und vollkommenen Reduktion bzw. den Verzicht auf Konsum bringen die Gesellschaft in Aufruhr: die einen bewundern die schweigende Frau wie eine Gottgesandte, die anderen wettern gegen sie als Verräterin der Leistungsgesellschaft. Diese Verweigerung wirkt in weiten Kreisen, so wie ein Stein, der ins Wasser geworfen wurde.

Die an sich spannende Diskussion um den Wert des Menschen, wenn er nicht leistet, wenn er sich allem entzieht, wäre schon einen Film wert. Auch ein verrückter Film kann mich durchaus nicht nur erreichen, sondern begeistern - ich denke da an Toni Erdmann. - M.E. wurde der Stoff hier jedoch gehörig in den Sand gesetzt, bleiben die Figuren doch flach und vordergründig, um nicht zu sagen unerträglich leer. Eine künstliche Pose beherrscht den gesamten Film, eitle Manieriertheit schwingt permanent mit, und weder Protagonisten noch Komparserie lassen je so etwas wie echte Motivation für ihr Handeln erkennen - ein eklatantes Versäumnis der Regie!

Im Kontrast zeigt sich das deutlich an den Kleinkindern im Film, die als Einzige echt, lebendig und authentisch daherkommen. Ansonsten steht hier eindeutig die Form dem Inhalt im Wege.


12. Juni

DER LETZTE TAKT
schwarze Komödie | Island 2024 | OT: Fullt hús
R/B.: Sigurjón Kjartansson
D.: Helga Bragan Jónsdóttir, Hilmir Snær Guðnason, Ilmur Kristjánsdóttir, Halldór Gylfason u.a.
Verleih: mindjazz pictures | 92 Min. | FSK 16

Es sieht nicht gut aus für das kleine, engagierte Kammerorchester in Reykjavik. Obwohl die MusikerInnen alles geben, kommt kaum noch wer zu ihren Konzerten und somit sollen die staatlichen Fördergelder gestrichen werden. Da ist es wie ein Geschenk des Himmels, dass ein renommierter Cellist ankündigt, sich dem Ensemble anschließen zu wollen. Beim konkreten Zusammentreffen entpuppt der sich jedoch als unerträglicher, narzisstischer Chauvinist. Und damit nicht genug, kurz vor der ersten - selbstverständlich ausverkauften - Vorstellung passiert eine Katastrophe, die die Musizierenden auf bizarre Weise  auszubügeln versuchen.

Sollte ich aufzählen, was mir an diesem Film nicht passt, müsste ich tief Luft holen. Auf die unverfrorenen Belästigungen und sexuellen Attacken des egomanen Möchtegerns reagieren die betroffenen Frauen auf jede nur erdenkliche Art: von Entrüstung und Entsetzen bis hin zum Schockverliebtsein (als wenn das eine Option wäre!). In einer wichtigen Phase fallen die Gesamtreaktionen in eine beklemmende inhaltliche Unschärfe - seltsames Frauenbild... Versucht man, dies hinter sich zu lassen, kommt es noch schlimmer. Denn das was im Folgenden erzählt wird, ist von der Grundidee zwar amüsant, in seiner Ausführung jedoch unblaubwürdig wie schlimmstes Laientheater - vor allem seiner technischen Ausführung wegen (ich möchte nicht konkreter werden; sehen Sie sich den Film an und Sie werden verstehen). Dies mitzuerleben, tut schon beinahe körperlich weh.

Leisere Töne, weniger Brachialhumor und ein entschiedeneres, glaubwürdigeres Statement gegen Sexismus hätten dieser vermeintlichen Komödie unbedingt gut getan. So allerdings grenzt das Narrativ an eine Zumutung. 


DAS FEST GEHT WEITER!
Spielfilm | Frankreich, Italien 2023
OT: Et la fête cuntinue!
R.: Robert Guédiguian | B.: Serge Valletti, R.Guédiguian
D: Ariane Ascaride, Jean-Pierre Daroussin, Lola Naymark, Robinson Stévenin, Gérard Meylan, Grégoire Leprince-Ringuet, Alice Da Luz Gomes u.a.
Verleih: Film Kino Text | 106 Min. | FSK 12

Für Rosa, eine charismatische Frau mit lebhaftem Temperament und bewegter Geschichte, droht Frustration und Desillusionierung. Die engagierte Krankenschwester, Lokalpolitikerin und Matriarchin ihrer zusammengeschweißten (Wahl-)Familie kann neuerdings kein politisches Engagement mehr in ihrer Blase erkennen. Als sie jedoch den äußerst gelassenen, geistig aber sehr agilen, aufgeschlossenen Henri kennenlernt, öffnen sich ihr so unerwartete wie beglückend neue Perspektiven.

Ich möchte ehrlich sein. Womöglich bin ich diesem intellektuellen Film schlicht unterlegen. Mir kam es vor, als würden die vielen Figuren mit entspannter Selbstgefälligkeit in wahllos zusammengeschusterten Sequenzen beliebiges, uninteressantes Zeug faseln und als würde all das kein größeres Ganzes ergeben (wie es etwa bei einer vorangegangenen Arbeit des Regisseurs - Das Haus am Meer (2017) - der Fall gewesen war. Normalerweise kann ich solch schwebenden, vagen Abläufen viel abgewinnen - hier nicht. Auf der Plattform filmstarts.de finden Sie eine eloquente, tiefgreifende Interpretation dieser Arbeit, die sich sicher mehr lohnt und dem Film auch viel eher gerecht wird.



26. Juni

HEIDI - DIE LEGENDE VOM LUCHS
Kinderfilm | Deutschland, Belgien, Spanien 2025
R.: Tobias Schwarz | B.: Rob Sprackling
Dt. Stimmen u.a.: Max Giermann als Schnaittinger
Verleih: Leonine | 79 Min. | FSK 0

Eine Freundschaft ist nicht immer so einfach. Heidi, die mit ihrem Opa, dem Alm-Öhi und dem Geißen-Peter glücklich in den schweizer Alpen lebt, spielt und die Natur genießt, vermisst ihre beste Freundin Clara und will sie unbedingt bald besuchen. Doch der Zufall will, dass sie ein verlorenes, verletztes Luchs-Jungtier findet, es aufnimmt und sich liebevoll um es kümmert, damit es bald wieder zur Familie gebracht werden kann. Heimlich, natürlich - der Opa würde es nicht erlauben. Erschwerend kommt hinzu, dass der gewitzte wie hinterlistige Geschäftsmann Schnaittinger im Ort auftaucht, der der Gemeinschaft ein Sägewerk als großen Fortschritt verkauft. In Wirklichkeit aber hat er vor, Natur und Tiere für sein Projekt zu zerstören - die Fallen sind bereits aufgestellt. Heidi und Peter müssen sich schnell etwas einfallen lassen, um die Katastrophe zu verhindern! Bei all dem Durcheinander muss sich Clara wohl noch etwas gedulden.

Dieses Heidi-Abenteuer ist die Art von niedrigschwelligem, doch formal anspruchsvollem Kinderkino, von dem es viel zu wenig gibt! Während die Kleinsten mit Heidi und Peter mitfiebern dürfen und dazu eine wertvolle Botschaft mit auf den Weg bekommen, können die Eltern die in Licht, Farbe und Perspektive beeindruckend gestalteten Naturbilder genießen. Ein lohnender Kinobesuch für die Familie!


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