DIVA FUTURA
"Amoralisch - nicht unmoralisch"
DIVA FUTURA ★★★★☆☆
DIVA FUTURA ★★★★☆☆
Start: 26.06.2025 | FSK 16
Italien 2024
Genre: Drama, wahre GeschichteLänge: 128 Min.
Regie: Giulia Louise Steigerwalt
Buch: Giulia Louise Steigerwalt
Nach: Debora Attanasia (Autobiografie)
Cast: Pietro Castellitto, Tesa Litvan, Barbara Ronchi, Lidija Kordic, Denise Capezza, Davide Iachini, Marco Iermanò u.a.
Buch: Giulia Louise Steigerwalt
Nach: Debora Attanasia (Autobiografie)
Cast: Pietro Castellitto, Tesa Litvan, Barbara Ronchi, Lidija Kordic, Denise Capezza, Davide Iachini, Marco Iermanò u.a.
Kamera: Vladan Radovic
Schnitt: Gianni Veccosi
Musik: Michele Braga
Schnitt: Gianni Veccosi
Musik: Michele Braga
Der Film verfolgt die Biografien der Mitglieder einer Agentur (siehe Titel) - im Italen der 1950er und -60er Jahre beginnend -, welche sich ab Beginn der 80er Jahre vornehmlich um das stärker aufkommende Porno-Filmgeschäft kümmerte. Im Zentrum der geschilderten Lebensläufe steht der hoffnungslos romantisch veranlagte Riccardo Schicchi, der zuvor mit erotischen Radiosendungen eingestiegen war und dann allmählich ins Filmbusiness wechselte. Sein Anliegen: er wollte die Schönheit und die Erotik feiern, nicht Frauen erniedrigen oder bloßstellen. Mit dem signifikanten Spruch: "Wir sind amoralisch, nicht unmoralisch"; er feierte die freie Liebe. An seiner Seite standen Frauen wie Moana Pozzi, Eva Henger oder Ilona Staller alias Cicciolina, die sich in der Branche einen Namen machten und von denen eine später in die Politik überwechselte. Die Schilderungen folgen dem autobiografischen Roman Non dite alla mamma che
faccio la segretaria („Sag Mama nicht, dass ich eine Sekretärin bin“) von Debora Attanasio, Schicchis ehemaliger Assistentin.
Bis mir klar wurde, dass es sich bei Diva Futura um wahre Ereignisse handelt, erschien mir die Branche verharmlost und unnötig komödiantisch dargestellt zu sein. Die Kamera & Ausstattung arbeiten sehr nah am Look der Almodóvar Produktionen: farbenfroh und durchweg lebensbejahtend. Dem folgend lässt der Inszenieerungsstil bei aller Tragik immer mal wieder einen fast schon albernen Humor aufblitzen. Auch irritierte mich zu Beginn, dass sich alles vornehmlich um diesen Mann, den Produzenten zu drehen schien. Die Schnittstruktur - deutlich springend in den Zeiten und chonologischen Ereignissen - empfand ich als eher störend. Aber mit der Zeit wird deutlich, dass hier von vielen Menschen erzählt wird, die gemeinsam und vor allem mit gegenseitigem Respekt etwas auf die Beine stellen wollen, und darum kaleidoskopisch aus verschiedensten Blickwinkeln und Zeitfenstern.
Vertun wir uns also nicht: dieser bittersüße Film ist nicht so harmlos, wie er auf den ersten Blick scheint. Er ist ehrlich, wahr und bei aller Tragik lebensbejahend! Und er wartet mit Momenten auf, die sich ins Gedächtnis brennen, weil sie uns auffordern, über unsere eigene Rolle als Voyeure nachzudenken. Der Zynismus (präziser: die Grausamkeit) gegenüber Frauen, der in späteren Jahren von der Branche (bzw. von Konsumenten) erwartet wurde, hat den Produzenten fertiggemacht.
Diva Futura ist ein bemerkenswerter, kurzweiliger und komplexer Film über ein zugleich omnipräsentes doch cinéastisch zu selten behandeltes Thema. Eine gelungene Arbeit!
cnm

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