GO CLARA GO
GO CLARA GO ★★★★★☆
Start: 26.06.2025 | FSK 0
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Drachen-Aktion beim Pleinair in Kolkwitz- Rudolstadt © 1986 Lindenau-Museum Altenburg / Archiv Ralf-Rainer Wasse |
Deutschland 2025
Länge: 93 Min.
Regie: Sylvie Kürsten
Buch: Sylvie Kürsten
Buch: Sylvie Kürsten
Mit: Gregor Torsten Kozik, Thomas Ranft, Dagmar Ranft-Schinke, Michael Morgner, Gunar Barthel, Nora Barthel, Olivia Glaser, Georg Girardet, Tabea Wendenburg, Isotta Poggi
Sprecherin: Jule Böwe
Kamera: Martin Langner
Schnitt & Visuelles Design: Johannes Girke
Musik: Fabian Russ, Orchestronik
Sprecherin: Jule Böwe
Kamera: Martin Langner
Schnitt & Visuelles Design: Johannes Girke
Musik: Fabian Russ, Orchestronik
Eine handvoll Künstler:innen schließt sich in der DDR in den 1970er Jahren für einige Jahre zusammen und ist Clara Mosch. Ja, richtig, Clara Mosch ist keine Person, sondern diese Künstlervereinigung! Das war schon das erste verwirrende und schelmenhafte Moment des Verbundes. Und das setzt die Dokumentaristin dergestalt um, dass sie Clara Mosch hörbar macht: während wir Archivaufnahmen um eine völlig freie und über sich selbst lachen könnende kreative Bande genießen, lauschen wir der Mosch, die aus dem Off süffisant kommentiert wie ein allwissender Geist.
Mosch (also die oben genannten Namen) sind gänzlich frei und produzieren jenseits der von Staats wegen erwarteten Erbauungskunst, die das sozialistische System heroisiert, nein, sie starten Aktionen, Happenings, dekonstruieren, arbeiten pleinair (draußen) mit Schall und flüchtigen Objekten, arbeiten auf im Raum hängenden Scheiben und Alltagsabstraktionen im Beuys'schen Sinne. Auch aus heutiger Sicht ist das alles bestaunenswert, lupenrein, Avantgarde, erbaulich im besten Sinne.
Das Beglückende an dieser Doku ist, dass sie über die übliche Wiedergabe von Archivmaterial oder heutiger O-Töne hinaus selbst Kunst ist. Viele der Bilder sind verfremdet, werden doppelt- oder mehrfach belichtet, deuten eine Clara Mosch als tanzende Figur an, haben pinke Teilflächen... hier vibriert die Kunst vor lauter Lust an sich selbst, und das nie gewollt oder derart, dass wir die Orientierung verlören, sondern so, dass es uns womöglich ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Was kann Kunst leisten angesichts totalitärer Systeme (und der neoliberale Kapitalismus ist ja auch eines, vergessen wir das nicht)? Was sollte sie sich trauen? Mir scheint, diese Doku ist zu dem Themenkomplex ein Puzzlestein, der bislang gefehlt hat. Erlebenswert!
cnm

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