VERMIGLIO

VERMIGLIO ★★★★★
Start: 24.07.2025 | FSK 12
Giuseppe De Domenico, Martina Scrinzi | © Piffl Medien



Italien, Frankreich, Belgien 2024

Genre: Spielfilm, Drama, historisches Setting
Länge: 119 Min.
Regie: Maura Delpero
Buch: Maura Delpero
Casting: Stefania Rodà, Maurilio Mangano
Acting Coach: Alessia Barela
Cast: Roberta Rovelli, Tommaso Ragno, Giuseppe De Domenico, Martina Scrinzi, Orietta Notari, Carlotta Gamba, Santiago Fondevila Sancet, Rachele Potrich, Anna Thaler, Patrick Gardner, Enrico Panizza, Luis Thaler, Simone Bendetti, Sara Serraiocco
Kamera: Mikhail Krichman
Schnitt: Luca Mattei
Musik: Matteo Franceschini

Vermiglio, ein kleines Bergdorf in den italienischen Alpen. Im Winter 1944 ist hier der Krieg weit weg und zugleich allgegenwärtig. Lucia, Ada und Flavia, die Töchter des Dorflehrers Cesare, teilen sich ein Zimmer und träumen von einer Zukunft nach der Tragödie des Kriegs. Als Pietro, ein junger Deserteur aus Sizilien, auf der Suche nach Unterschlupf auftaucht, verändert sich das im ewigen Rhythmus der Jahreszeiten verlaufende Leben im Dorf - vor allem für Lucia, die sich in den Mann verliebt. Inmitten der atemberaubenden Schönheit der Trentiner Berge suchen sie und ihre Schwestern unter dem wachen Blick der Mutter Adele ihre eigenen Wege ins Leben. Es müssen neue Wege sein!

Dieses in vier Jahreszeiten eingeteilte Epos einer Berggemeinschaft in den harten Zeiten des zweiten Weltkriegs, nicht mitten im Geschehen und doch jederzeit davon betroffen, ist - kurz gesagt - ein Glückstreffer. So still, wie sich die Erzählung gibt, so intensiv, authentisch, glaubwürdig und beseelt ist jede einzelne Figur in ihr. Kamera und Schnitt arbeiten hier meisterlich zusammen! - Ein so fein, liebe- und respektvoll gesponnener Mikrokosmos, in dem sich beispielsweise der patriarchale Schullehrer so streng wie zugewandt jedem einzelnen Kind widmet oder in dem eine junge Frau ganz unzeitgemäß ihren ersten Kuss initiiert, lässt uns voll und ganz eintauchen in jene Zeit und an jenem Ort miterleben, wie es wohl war, als der Mensch noch mit der Natur lebte und nicht gegen sie und als die Nöte ursprünglicheren Wesens waren. Die Schicksale in dieser allumfassenden Studie eines Mikrokosmos' sind so mannigfaltig wie hart, und sie alle gehen uns heute (wenn auch in veränderter Form) etwas an.

Ich empfehle diese Ausnahmearbeit mit flammender Begeisterung.

cnm

Vermiglio wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Großen Preis der Jury auf den Filmfestspielen von Venedig, sieben Italienischen Filmpreisen (u.a. Bester Film, Beste Regie und Beste Kamera), dem Golden Hugo des Chicago International Film Festival als Bester Film, und war die italienische Nominierung zum Oscar® als Bester Internationaler Film.

Auszug aus dem Statement der Regisseurin:

"Mein Vater verließ uns an einem heißen Sommernachmittag. Er schaute uns, bevor er sie für immer schloss, mit den großen, erstaunten Augen eines Kindes an. Ich hatte gehört, dass man wieder zum Kind wird, wenn man alt ist, aber ich wusste nicht, dass diese beiden Altersstufen in einem einzigen Gesicht verschmelzen können.

In den folgenden Monaten kam er mich im Traum besuchen. Er war in das Haus seiner Kindheit zurückgekehrt, nach Vermiglio. Er war sechs Jahre alt und hatte die Beine eines Steinbocks. Er lächelte mich zahnlos an, und er trug diesen Film unter dem Arm: Vier Jahreszeiten im Leben seiner großen Familie. Eine Geschichte von Kindern und Erwachsenen, zwischen Todesfällen und Geburten, Enttäuschungen und Wiedergeburten, von ihrem Zusammenhalt in den Wirren des Lebens, von ihrem Weg von der Gemeinschaft zum Werden von Individuen.

(...)

Vermiglio ist eine Seelenlandschaft, ein „Familienlexikon“, das in mir lebt, an der Schwelle zum Unbewussten, ein Akt der Liebe zu meinem Vater, seiner Familie und ihrem kleinen Dorf. Indem er eine persönliche Zeit durchquert, will der Film eine Hommage an eine kollektive Erinnerung sein".

Maura Delpero

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