WILMA WILL MEHR
WILMA WILL MEHR ★★★★½☆
Start: 31.07.2025 | FSK 0
Deutschland 2025
Länge: 110 Min.
Regie: Maren-Kea Freese
Buch: Maren-Kea Freese
Casting: Tanja Schuh Casting
Buch: Maren-Kea Freese
Casting: Tanja Schuh Casting
Cast: Fritzi Haberlandt, Thomas Gerber, Stephan Grossmann, Meret Engelhardt, Valentin Postlmayr, Simon Steinhorst, Xenia Snagowski
Kamera: Michael Kotschi
Schnitt: Andrea Muñoz BFS
Musik: Cassis B Staudt
Kamera: Michael Kotschi
Schnitt: Andrea Muñoz BFS
Musik: Cassis B Staudt
Nach dem Mauerfall hat Wilma ihre Zertifikate regelrecht gesammelt und ist inzwischen das, was man eine kompetente Frau nennt: als Elektrikerin, Maschinistin, Obst-Expertin und dergleichen mehr sollte ihr eigentlich die Existenz gesichert sein. Die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus. Am selben Tag wird sie aus dem Baumarkt (mit Bedauern, versteht sich) entlassen und erwischt ihren Mann beim dreisten Fremdgehen mit einer engen Freundin. Wilma packt, Prakmatikerin, die sie ist, ihre Sachen, diskutiert nicht lange und haut kurzentschlossen nach Wien ab, um einen Neustart zu wagen. Zunächst wird improvisiert, der Handwerkerstrich soll genügen, um ein paar Kröten zu machen. Bald darauf stellt sie sich in einer Wohngemeinschaft vor und bekommt einem Wunder gleich das Zimmer. Hier lernt sie, was es bedeutet, gesehen zu werden, sie selbst zu sein und kann langsam und allmählich ihren ganz persönlichen Heilungsprozess beginnen.
Drama geht anders, und das ist auch gut so. Denn die Regisseurin Freese interessiert sich für die kleinen, stillen und dennoch wichtigen Momente bzw. Prozesse im Leben ihrer Protagonistin, einer Frau, der Stück für Stück alles genommen wurde und die damit Stellvertreterin ist für den Raubbau an der DDR seit 1989. Haberlandt füllt das mit einer kauzigen Grandezza, in die man sich nur verlieben kann! Erfrischend anders ist auch die ungewöhnliche Struktur, in der uns die Regisseurin immer wieder allzu offensichtliche, erwartbare Erzählbausteine komplett erspart und gleich ins nächste Kapitel, den nächsten Tag oder an einen anderen Ort springt; viele - auch etablierte - deutsche FilmemacherInnen täten gut daran, sich hier eine Scheibe abzuschneiden.
Für mich ist dies eher eine Ballade denn die Tragikomödie, als die der Film angekündigt ist, eine nuancenreiche, augenzwinkernd-melancholische Wohlfühl-Strecke mit gut greifbaren Figuren, ein paar wenigen angestaubten Klischees - zugegeben - doch vor allem mit einer Hauptfigur, die mit ihrem Mut, ihrer Großzügig- und Einzigartigkeit noch lange nach dem Kinobesuch in Erinnerung bleibt.
cnm
PS: Gebt Simon Steinhorst mehr zu spielen; der Mann ist großartig!

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