IN DIE SONNE SCHAUEN

IN DIE SONNE SCHAUEN ★★★½☆☆
Start: 28.08.2025 | FSK 16
Liane Düsterhöft, Hanna Heckt | © Studio Zentral



Deutschland 2025
Genre: Drama, Zeitläufte
Länge: 149 Min. (langer Film)
Regie: Mascha Schilinski
Buch: Mascha Schilinski, Louise Peter
Drehbuch Beratung: Franz Rodenkirchen
Casting: Jacqueline Rietz, Karimah El-Giamal
Cast: Lena Urzendowsky, Laeni Geiseler, Zoë Baier, Hanna Heckt, Lea Drinda, Luise Heyer, Greta Krämer, Filip Schnack, Helena Lüer, Anastasia Cherepakha, Susanne Wuest, Gode Benedix, Luzia Oppermann, Bärbel Schwarz u.v.m.
Kamera: Fabian Gamper
Schnitt: Evelyn Rack
Musik: Michael Fiedler, Eike Hosenfeld

Vier Frauenschicksale in einem Vier-Seiten-Hof in der Altmark finden zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Generationen statt und sind doch miteinander verbunden. Diese Frauen leben in den 1910er, 1940er, 1980er und 2020er Jahren: Alma verliert ihre Unbeschwertheit, als sie gewahr wird, dass sie nach ihrer bereits verstorbenen Schwester benannt wurde. Ein inszeniertes Foto der Leiche der Verstorbenen zieht das Kind in seinen Bann. Erika fühlt sich angezogen von dem kriegsversehrten und bettlägerigen Onkel, den sie heimlich beobachtet und sogar "nachspielt". Angelika sucht ihren Platz in einer vermeintlich heilen Welt, in der es mit der Emanzipation der Frau noch lange nicht so weit her ist, wie man einander vorgaukelt. Sie trägt suizidale Fantasien mit sich, eine Last, ein dunkles Geheimnis inmitten ausgelassen feierndem Freundes- und Familienkreise. Nelly scheint schließlich in einer Welt aufzuwachen, in der sie beschützt und geborgen glücklich sein kann. Doch der Scheint trügt: Vergangenheit und Gegenwart sind unbezwingbar miteinander verbunden.

Was ich dieser Arbeit attestieren kann, ist filmische und erzählerische Eleganz bzw. Eloquenz. Selbst, wenn man den Film fünfmal anschauen würde, entdeckte man sicherlich immer noch neue Details wie Querverweise, Anspielungen, versteckte Geschichten, Parallelen zwischen den Zeitebenen. Die Übergänge zwischen diesen sind teilweise so geschickt gebaut, dass man sie kaum mitbekommt und kurz die Orientierung verliert (was sicherlich im Sinne der Regisseurin ist). Melancholie zieht sich durch all diese Frauenschicksale, dunkle Vorahnungen, Gewalt und Übergriffe, die man oft nicht sieht, die wohlwissentlich versteckt werden oder nur angedeutet sind, etwa aus dem Blickwinkel des Kindes, das (noch) nicht alles so recht versteht. Diese Andeutungen gleichen schwarzen, rätselhaften Schatten, die durch das gesamte Filmgebilde ziehen und sich nie ganz auflösen sollen. Auffallend ist, dass diese Frauen nicht allzu viel reden; vielmehr erfahren wir ihre Lebenswelten über Gesten und Blicke bzw. über aus dem Off gesprochene Gedankengänge.

Mich hat der Film nicht wirklich erreicht; er war mir entschieden zu zäh und langatmig gebaut, die Figuren teils wenig greifbar, eben weil so "schwebend" und still leidend in Szene gesetzt, ohne dass die Geschichten zu ihren jeweiligen Schicksalen aus dem Nebel getreten wären (Vergleich: Das Weiße Band, AT, DE, FR, IT 2009, R.: Michael Haneke, eine historische Erzählung, in der die Figuren, ob sie nun sprechen oder nicht, stets greifbar und beredt sind). Gleichwohl bin ich beeindruckt, ja fast schon eingeschüchtert von der allgemeinen Begeisterung über diese Arbeit, stelle mein eigenes Urteil in Frage und werde es bei Gelegenheit gern revidieren.

Ein vielschichtiger Blick auf Frauenschicksalen über Generationen während gut hundert Jahren: was trennt, vor allem aber was verbindet sie?  Atmosphärisch dicht und interessant, mir jedoch deutlich zu bräsig inszeniert mit Figuren, zu denen ich mir mehr Biographie gewünscht hätte. - Diskutabel!

cnm 

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