MEMORY WARS

MEMORY WARS 
Start: 11.09.2025 | FSK 12
Elizabeth Loftus | © Court-TV



Deutschland 2024
Genre: Dokumentarfilm
Länge: 92 Min.
Regie: Hendrik Löbbert
Buch: Hendrik Löbbert, Caroline Ektander
Mit: Elizabeth Loftus
Kamera: Hajo Schomerus
Schnitt: Yana Höhnerbach
Musik: Caroline Kox, Antonio de Luca

Regisseur Löbbert hat sich über Jahre mit der studierten Psychologin und Mathematikerin Elizabeth Loftus persönlich vertraut gemacht, um sich dokumentarisch einem nahezu singulären Phänomen anzunähern: dem wissenschaftlich fundierten Zweifel an Zeugenaussagen, also dem Wert und der Macht der Erinnerung. Loftus hinterfragt seit den 1970er Jahren - angefangen bei Ted Bundy, weitere prominente Beispiele wären Michael Jackson oder Harvey Weinstein - die Verlässlichkeit der Opfer-Aussagen. In diesem dokumentarischen Porträt äußert sich die Wissenschaftlerin ausführlich und detailreich zu ihren Gedankengängen und Theorien.

Die Thesen von Elizabeth Loftus gehen etwa in die Richtung, dass beispielsweise plötzlich aufkommende, über viele Jahre verdrängte Erinnerungen (wie die von kindlichen sexuellen Missbrauchserfahrungen) nicht zwingend zuverlässig seien, weil zu viele suggestive Faktoren eine Rolle spielen können. Dazu gehören der zunehmende Einfluss der Massenmedien, dazu gehören auch Befragungen (z.B. durch die Polizei), die Suggestionen nicht immer ausschließen können. Für Loftus steht die Unschuldsvermutung an oberster Stelle: wenn die Öffentlichkeit längst vorverurteilt hat, steht sie an der Seite der Verteidigung und erinnert daran, wie lückenhaft, verzerrt oder gar unwahr Erinnerungen sein können.

Jedwede Kritik an diesem Vorgehen und dieser Haltung bindet der Dokumentarist explizit mit ein, indem er etwa Loftus selbst harrsch formulierte mails an sie (teils beleidigend) laut vorlesen lässt oder Befragungen der Beraterin bei Gericht einbindet, währendderer sie, auf die eigene Objektivität angesprochen, ganz offensichtlich ins Schlingern gerät - immerhin erhält sie für ihre Aussagen ordentliche Stundenhonorare...

Mich selbst zerreißt diese Doku förmlich. Einerseits ist es natürlich absolut wertvoll, in einer Zeit von fake news und medialer Verführung in Dauerschleife, angestauten Aggressionen und der emotionsgeladenen Suche nach Sündenböcken auf die Wichtigkeit der Unschuldsvermutung hinzuweisen, ja, sie um jeden Preis hochzuhalten. Andererseits schnürt es mir den Hals zu, wenn ich an die Prozesse gegen Weinstein denke, die m.E. stellvertretend für Machtmissbrauch gegenüber Frauen weltweit durchschlagend das Bewusstsein für patriarchale Systeme veränderten. 

Es fällt mir schwer, der Loftus zu folgen bzw. ihr zu vertrauen. Ich halte ihre Argumente für brüchig und zweifle an ihrer Integrität. Aber das... ist ja nur ein Gefühl.

cnm 

Kommentare

Beliebte Posts der letzten 30 Tage

TO A LAND UNKNOWN

THE LODGE

MOND

FORMEN MODERNER ERSCHÖPFUNG

DOWNTON ABBEY: DAS GROSSE FINALE

DAS TIEFSTE BLAU

VIET UND NAM

28 YEARS LATER

BELLA ROMA - LIEBE AUF ITALIENISCH

MEIN WEG - 780 KM ZU MIR