AMRUM
AMRUM ★★★★½☆
Start: 09.10.2025 | FSK 12
Deutschland 2025
Genre: Drama, Biopic, historischLänge: 93 Min.
Regie: Fatih Akin
Buch: Fatih Akin, Hark Bohm
Casting: Monique Akin, Jacqueline Rietz
Buch: Fatih Akin, Hark Bohm
Casting: Monique Akin, Jacqueline Rietz
Cast: Jasper Billerbeck, Laura Tonke, Diane Kruger, Kian Köppke, Lisa Hagmeister, Lisa Hagmeister, Matthias Schweighöfer, Detlev Buck u.a.
Kamera: Karl Walter Lindenlaub
Schnitt: Andrew Bird
Kamera: Karl Walter Lindenlaub
Schnitt: Andrew Bird
Nanning ist zwölf, als der Zweite Weltkrieg 1945 zu Ende geht. Im Radio wird von Hitlers Suizid berichtet, Deutschland kapituliert. Der Vater - ein hohes Nazi-Tier - ist in Kriegsgefangenschaft, und er und seine Mutter leben auf Amrum, weil sie dem Bombardement auf Hamburg entkommen mussten. Die Mutter, ebenfalls überzeugte Nationalsozialistin, fällt angesichts des Kriegsendes in eine Lethargie, in Depression: sie rührt sich nicht mehr, will nicht essen. Wie in Trance verlangt sie nach einem Weißbrot mit Butter und Honig; dies sei das Einzige, wonach ihr noch sei. Der Teenager zieht los und beginnt eine Odyssee des Tauschens und Bettelns (man ist der Familie selbstredend nicht eben wohl gesonnen), er nimmt Risiken und Strapazen auf sich, um die paar Zutaten zu organisieren, die seiner Überzeugung nach die Mutter retten sollten. Für Zucker und etwas Mehl - alles schwer zu bekommen - setzt er gar sein Leben aufs Spiel. - Nach den Erinnerungen des 1939 geborenen Hark Bohm.
Fatih Akin schert aus, liefert einen für sein gewohntes Erzählschema höchst überraschendes, weil extrem intimes und minimalistisches, episches Kino. Die Bilder sind geschaffen für die große Leinwand, allein die hochkarätige Besetzung bis in die kleinsten Nebenrollen rufen: hier kommt großes Kino! (Nicht, dass die Stars der Branche aus ihren Mini-Rollen nichts machen würden, im Gegenteil).
Dem Ergebnis stehe ich ambivalent gegenüber. Zu Beginn kam mir der Film prätentiös, (schnittbedingt) zäh und steif vor. Doch mit der Zeit setzt sich eines durch und stellt sich über jedwede Kritik: der persönliche Aspekt der Story! Eine private Erinnerung mit so vielen kleinen und interessanten Details, mit Neben- und Randfiguren voller Leben kann man kaum erfinden; sie besticht über alle formalen Schwächen hinweg, sie macht die gesamte Aura dieses Films aus und bleibt im Nachhinein sehr lange im Herzen und in den Gedanken. Es ist die Erinnerung an den Jungen, der für ein bisschen familiäres Glück (genauer: einen Heilungsprozess) alles, aber auch wirklich alles gibt. Das macht Akins Film, den er für seinen Freund Hark Bohm Regie führte, so anders als seine bislang eher brachial wirkenden Filme und bereichert sein Portfolio enorm.
Es ist für mich kaum vorstellbar, dass irgendwer aus dieser einzigartigen, intimen Erzählung nichts mitnehmen könnte. Auf Leinwand zwingend besser als auf Bildschirmen!!
cnm

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