KONTINENTAL '25

KONTINENTAL '25 ★★★★★
Start: 09.10.2025 | FSK 16
Eszter Tompa | © Grandfilm



Rumänien 2025
Genre: Drama, Satire
Länge: 109 Min.
Regie: Radu Jude
Buch: Radu Jude
Casting: Dan Ursu
Cast: Eszter Tompa, Gabriel Spahiu, 
Adonis Tanța, Șerban Pavlu, Oana Mardare, Annamária Biluska u.a.
Kamera: Marius Panduru
Schnitt: Cătălin Cristuţiu 
Musik: Matei Teodorescu

In Cluj, der Hauptstadt Transsylvaniens, arbeitet die zur ungarischen Minderheit gehörende Orsolya als Gerichtsvollzieherin. Als sie in einem Haus, das einem Luxushotel weichen soll, eine Zwangsräumung durchführen muss, findet vor ihren Augen eine Tragödie statt. Von Schuldgefühlen gequält, sagt sie kurzerhand den lang geplanten Urlaub mit ihrer Familie ab und sucht das Gespräch mit verschiedenen Leuten. Doch weder ihr Ehemann, ihre beste Freundin, das überraschende Treffen mit einem ihrer ehemaligen Studenten, noch die Beichte bei einem orthodoxen Priester können Orsolyas moralisches Dilemma auflösen… (info des Verleihs)

Während sich so viele etablierte und neuere RegisseurInnen mit hochbudgetierten Produktionen und viel Aufhebens um unsere Aufmerksamkeit bemühen, die verrücktesten Geschichten auftun und alles daran setzen, einen Superlativ auf den anderen folgen zu lassen, kommt Radu Jude, um uns mit etwas Einfachem zu verblüffen: einem simplen, auf iPhone gedrehtem und fast schon schlampig geschnittenen Film - in dem es einmal tatsächlich um etwas geht, nämlich um Werte in der modernen Gesellschaft. Wenn eine Gesellschaft so viel taugt, wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht, haben wir verloren. Die Figur der Gerichtsvollzieherin ragt aus dem Figurenkabinett wie eine Heilige heraus: sie zerbricht förmlich an den der Tragödie, den sie meint mit angerichtet zu haben - da können ihr Freunde, Amtsinhaber und Familie noch so gut zureden, um sie irgendwie zu entlasten. Die Schuld muss getragen werden!

Jude schmückt seine Arbeit mit winzigen audiovisuellen Details, die wie zufällig ins Bild gelangen oder im Hintergrund zu hören sind. Mit redundanten Klageliedern der Protagonistin und schier endlosen Dialogen lenkt der Filmemacher unseren Blick gnadenlos dorthin, wo wir alle gern verdrängen und wegschauen. Was passiert mit den Ärmsten, wenn eine Stadt sich zu schmücken beginnt? Inwieweit haben wir überhaupt noch ein echtes Gewissen, wollen Verantwortung tragen?

Kontinental '25 ist definitiv ein sperriger, unbequemer Film - doch wer sich auf ihn einlässt, wird überrascht mit souveräner Integrität auf Leinwand. Absolute Empfehlung!

cnm 

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