THE SECRET AGENT

THE SECRET AGENT ★★★★½
Originaltitel: O Agente Secreto | Start: 06.11.2025 | FSK 16
2.v.r.: Wagner Moura | © Port au Prince



Brasilien, Frankreich, Niederlande, Deutschland 2025
Genre: Thriller, Drama
Länge: 158 Min.
Regie: Kleber Mendonça Filho
Buch: Kleber Mendonça Filho
Casting: Gabriel Domingues
Cast: Wagner Moura, Maria Fernanda Candido, Gabriel Leone, Carlos Francisco, Alice Carvalho, Roberio Diogenes, Hermila Guedes, Igor de Araujo, Italo Martins, Laura Lufesi, Udo Kier, Roney Villela u.a.
Kamera: Evgenia Alexandrova
Schnitt: Eduardo Serrano, Matheus Farias
Musik: Tomaz Alves Souza, Mateus Alves

Brasilien 1977, eine Zeit, in der das karnevalistische Treiben mit den Grausamkeiten der Militärdiktatur ringt. Marcelo, ein Mann in den Vierzigern, sucht Quartier in der Küstenstadt Recife, seiner Heimatstadt, um seinem kleinen Sohn zu begegnen, der nach dem Verlust der Mutter zunächst bei den Großeltern untergebracht wurde. Der unter falschem Namen und nur mittelfristig im Meldeamt arbeitende Mann kommt in einer Art größerer Wohngemeinschaft rätselhafter Existenzen (alle gestrandet? geflohen? subversiv?) unter. Hier sieht alles ganz harmlos und harmonisch aus; das entspricht ganz dem Wesen des Gastes, der ganz eigene Pläne verfolgt.
Während ein abgebissenes Bein aus dem Magen eines Hais gezogen wird und die Stadt in Unruhe versetzt (es ist die Zeit, in der Spielbergs Der Weiße Hai im Kino läuft), muss sich Marcelo gegen ein rückhaltlos korruptes System behaupten.

Der Rahmen zu dieser Geschichte spielt heute: zwei junge Frauen recherchieren zu diesen Vorkommnissen, weil sie für Archivzwecke die Audiokassetten aus jener Zeit durchhören und protokollieren.

All dies ist immer noch eine unvollständige, vage Beschreibung einer überbordend und ausladend (siehe Filmlänge) erzählten Geschichte mit zahllosen (schillernd interessanten) Nebenfiguren, die tonal erstaunlich ruhig in den Bann zieht. Formal erinnert das immer wieder an große Regisseure wie Leone, Hitchcock, Scorsese oder Almodóvar (die Gelassenheit, der Humor, die epischen Bilder, die bedrohliche Atmosphäre...) - neu und anders ist hingegen der Mix aus Genres wie Thriller, Horror, Fantasy, Drama und Groteske. Was in dieser Hinsicht geboten wird, möchte ich im Vorfeld gar nicht verraten! - Und hier bin ich nicht überzeugt, ob es der Regisseur nicht zu gut gemeint hat. Denn ab einem bestimmten Punkt fällt es wirklich schwer, all dem noch zu folgen. Es scheint fast, als hätte Kleber Mendonça Filho mehrere Projekte und Erzählarten in einen einzigen Film gezwungen. Der episch breite Schnitt ist dementsprechend eine zusätzliche "Herausforderung" an unsere Sehgewohneheiten.

Alles in allem ist The Secret Agent eine stilistisch wie erzählerisch herausragende Arbeit, für die Sie allerdings ausgeschlafen und für jede Überraschung offen ins Kino gehen sollten (und nur im Kino muss dieser Film genossen werden).

cnm 

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