DIE WELT JENSEITS DER STILLE

DIE WELT JENSEITS DER STILLE
Kinostart: 02.09.2021 | FSK 0
Eine neue Form von Einsamkeit


Deutschland 2021

Genre: Dokumentation
Länge: rund 120 Min.
Regie: Manuel Fenn
Buch: Manuel Fenn
Mit: Menschen aus Brasilien, Deutschland, Bolivien, Israel, Malaysia, Großbritannien, Russland, Iran, Kenia, USA, Italien
 
Filmemacher weltweit: Ali Mohammad Ghasemi * Tehran / IranYihwen Chen * Kuala Lumpur / MalaysiaGundula Beckmann * Haifa / IsraelDimitrii Pervushin * Moskau / RusslandVictor Magrath * Rio de Janeiro / Brasilien Joseph Mucheru * Nairobi / KeniaAgostina Guala * London / GroßbritannienValerio Ciriaci * New York / USAMichele Cinque * Rom / ItalienTakuma Kuikuro * de Kuikuro / BrasilienJulio Weiss * Cochabamba / BolivienManuel Fenn & Sophia Fenn * Berlin / Deutschland
Schnitt: Antonia Fenn
Musik: Jan Kehlchen &

Die Situation ist weltweit allen bekannt: auf einmal dürfen Menschen Menschen nicht mehr so ohne Weiteres begegnen. Die Straßen sind leer, die Plätze sind leer, die Strände, die Hallen, die Orte, an denen sich immer selbstverständlich vergnügt wurde. Familien rücken dichter zusammen, Einzelnpersonen werden quasi zurückgelassen, Menschen, die verreist waren, hängen auf einmal für unbestimmte Zeit fest. Getrennte Familien kommunizieren nur noch über Bildschirme - auf unbestimmte Zeit. Was laut war, ist plötzlich wie stumm.

In diesem Projekt begegnen wir einem Dutzed solcher Einzel- und Gruppenschicksale. Die Portraitierten erzählen uns davon, wie es ihnen ergeht, was neu ist, was ihnen Hoffnung macht, inwieweit sie verzweifeln, woher sie ihre Kraft nehmen. Dabei macht es erstaunlicherweise keinen sehr großen Unterschied, wie die finanzielle Situation ist, ob jemand allein ist oder im Verbund: alle sind ähnlich belastet, und alle entwickeln mit der Zeit eine Art von buddhistischer Gelassenheit - Überlebensstrategien!

Die einzelnen Sequenzen werden sporadisch gerahmt von unkommentierten Schafherden, gefilmt aus der Vogelperspektive. Die beabsichtigte Lesart war mir nicht ganz klar, es schien, dass Hirten und Schafe von der Pandemie völlig unbe- und ungerührt waren. Wer weiß...

Ich würde mal behaupten, dass der Wert dieser Doku stärker als bei anderen Film davon abhängt, wer ihn schaut und zu welchem Zeitpunkt. Augenblicklich wirkt das alles gar nicht so spektakulär, da die Eindrücke noch zu gut im Gedächtnis verankert sind. Aber auf Dauer werden diese Aufnahmen ein interessantes Dokument bilden, wie ein Denkmal in Mosaikform (die Schicksale sind nicht linear hintereinander geschnitten, sondern puzzle-artig verwoben); er wird an (Schau-)Wert und eine Art Nostalgiefaktor gewinnen.

Kontemplativer Zusammenschnitt von Einzelpersonen und Familien oder Gruppen in der Corona-Isolation, mit all ihren Sorgen und Überlebensstrategien. In dieser Form sicherlich ein Dokument, das reifen wird wie seltener Wein.

cnm
 
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