Kinostart: 30.09.2021 | FSK 12
Alexander Khuon, Anna Brüggemann - ⓒ FLARE FILM / Filmwelt Verleihagentur



 
Deutschland 2021
Genre: Groteske, Komödie
Länge: 120 Min.
Regie: Dietrich Brüggemann
Buch: Dietrich Brüggemann, Anna Brüggemann
Darsteller: Alexander Khuon, Anna Brüggemann, Isolde Barth, Hanns Zischler, Petra Schmidt-Schaller, Dulcie Smart, Nina Petri, Andreas Döhler, Rüdiger Vogler, Mark Waschke, Felix Goeser u.a.
Kamera: Alexander Sass
Schnitt: Vincent Assmann

Dina und Michael - er Chirurg, sie Schauspielerin - diskutieren im Bett, ob sie eigentlich glücklich in ihrer noch jungen Beziehung sind und ob sie sich nicht vielleicht trennen sollten. Das ist jedenfalls seine Überlegung. Sie dazu: "Nö". Alles Folgende wird uns in einer bunten Reihung von Tableaus erzählt, mal mit starren Einstellungen wie in den Filmen Roy Anderssons', mal mit bewegter Kamera als Plansequenz*. Jede dieser Szenen schildert Abschnitte bzw. wichtige Momente während der Jahre, die das Paar gemeinsam (oder auch jeder für sich) erlebt, immer der Frage nachgehend: was ist im Leben zu zweit von Bedeutung, was zählt die Liebe, was ist des Pudels Kern?

Regisseur Brüggemann sagt über seinen Film: "NÖ ist surreal. Es passieren Dinge, die in der Realität nicht passieren würden".

Um diese Aussage zu unterstreichen, möchte ich Ihnen eine Szene genauer beschreiben (bitte hören Sie auf zu lesen, wenn Sie keine Spoiler wünschen): 


Blick auf den Arzt während einer OP (denken wir an die OP-Szenen aus der Muppet-Show). Unerwartet nimmt der Patient die Beatmungsmaske vom Gesicht und beginnt ein tiefschürfendes Gespräch mit dem Operateur über den Sinn des Lebens. Derweil frieren die Uhr an der Wand und auch der Rest des Teams ein. Diese Idee und Umsetzung ist derart neu und absurd-umwerfend, dass ich eine Weile gebraucht habe, um jedes Detail zu realisieren. - Hiermit wäre auch schon beschrieben, was einen bei diesem Film erwartet: Nonsense, der trotz aller Überspitzung gar keiner ist, da ja gerade in der Kunst der Übertreibung größte Wahrheit liegen kann. In diesem Fall Wahrheit zum Themenkomplex: Lebensentwürfe contra Lebenslügen. Dass manches Spiel dabei ein wenig laienhaft wirkt, ist angesichts der kreativen Wucht dieses Films vernachlässigbar; vielleicht ist es sogar kalkuliert und funktioniert so am besten.

Fest steht: ein solcher Film wird das Publikum spalten wie kaum ein anderer. Sie werden ihn grässlich finden oder - wie ich - grandios! ist ein filmisch-kafkaeskes Versuchslabor, getragen von einer durchdacht präzisen Kamera, und Dank seines klugen Drehbuchs mit vielen Aha-Momenten über die Tücken des Menschseins ausgestattet.

cnm
 
*durchgehende Einstellung ohne Schnitt
 
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