PLEASURE

Unser aller Freiheit endet dort, wo sie andere einschränkt oder, schlimmer, deren Leben gefährdet. Im Moment sollten alle an alle denken - so schaffen wir das.
Bitte:
LASSEN SIE SICH IMPFEN!
 
PLEASURE
Filmstart: 13.01.2022 | FSK 18
ⓒ Plattform Produktion


Schweden, Niederlande, Frankreich 2021
Genre: Drama
Länge: 110 Min.
Regie: Ninja Thyberg (Langfilmdebüt)
Buch: Ninja Thyberg, Peter Modestij
Darstellende: Sofia Kappel, Revika Reustle, Evelyn Claire, Chris Cock, Dana DeArmond, Kenra Spade, Jason Toler, Mark Spiegler, Eva Melander, Lance Hart, Aiden Starr u.v.a.
Kamera: Sophie Winqvist
Schnitt: Amelie Westerlin Tjellesen, Olivia Neergard-Holm
Musik: Karl Frid, Pär Frid, Ludvig Klint

Presse-info:
Die 19-jährige Linnéa verlässt ihre schwedische Kleinstadt und zieht nach Los Angeles, um als „Bella Cherry“ der nächste große Pornostar zu werden. Doch der Weg dahin ist steiniger als erwartet. Zwar erhält sie schnell erste Aufträge, aber das Business ist gnadenlos. Bella erkennt, dass sie nur eine Chance hat, wenn sie ausnahmslos alles tut, was von ihr verlangt wird - selbst wenn dies Erniedrigung und Schmerz bedeutet. Doch wie weit kann sie gehen, um ihr Ziel zu erreichen?

Regisseurin Thyberg hat für ihr Langfilmdebüt die bestmögliche Wahl der Umsetzung getroffen, indem sie den Cast für diesen Film nahezu vollständig mit Persona aus der Pornobranche besetzte (mit Ausnahme der Hauptdarstellerin, die ja äquivalent eine Unbedarfte zu spielen hat). Das gewährleistet größtmögliche Authentizität und verhindert, dass die Story zu einem klischeehaften Zerrbild der Branche gerät. Für mich ist eine der besonderen Leistungen dieser Arbeit, dass nichts wie gemacht oder gestellt wirkt, hier erhalten wir einen ungeschönten Blick in die Vorgänge hinter den so leicht zugänglichen Pornos, die inzwischen bereits problemlos von Teenies konsumiert werden können. 

Zunächst hat es den Anschein, dass alles, was am Set abgeht, auch freiwillig geschieht, nach gründlichem Check, Vertragsunterschrift und wohlgesonnenen Worten vor dem und während des Drehs. Immerhin wollte Linnéa von sich aus nach L.A., und sie wollte von sich aus PornStar werden. Doch es zeigt sich sehr bald, dass die Grenze zwischen freiwilligem Spaß und dem Zwang zur Überschreitung der eigenen Grenzen so perfide fließend ist, dass immer mehr die Gesetze zum Tragen kommen, die nach wie vor unsere Welt bestimmen: das Patriarchat und die Macht des Geldes.

Und so greift der verblüffende Effekt dieses Films: dass er nicht mehr und nicht weniger ist als ein Spiegelbild der Gesetzmäßigkeiten außerhalb der Pornobranche. Für deine Kohle musst du gehorchen, einstecken, dich demütigen lassen und dabei möglichst allezeit ein nettes Gesicht machen und unkompliziert auftreten - vor allem, wenn die Kamera nicht läuft. Wenn du keine follower hast, bist du Niemand. Wer untergeht, geht unter, es sollte dich nicht interessieren, denn wenn du dich einmischst, gehst du mit unter. Wenn Männer dir als Frau sagen, du hättest eine Wahl, erzählt allein diese Erlaubnis vom Gegenteil. Denn Nein sagen bedeutet, den Job zu verlieren (alternativ:.
nicht voran zu kommen, gemobbt zu werden usw.). Und (in meinen Augen das Schlimmste): als Frau kommst du dann gut voran, wenn du dich wie die Männer (es wollen) gebärdest.
 
Pleasure ist bei aller Härte oder gerade wegen dieser Härte ein wichtiger gesellschaftspolitischer Beitrag  zum Geschlechterdiskurs. Die hier vor der Kamera Mitwirkenden (gerade die Männer!) haben Erstaunliches geleistet, indem sie einen grundehrlichen Einblick gewährten. Die kleine Fußnote am Ende des Films sollte zu denken geben... Empfehlung!

cnm
 
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