MERKEL - MACHT DER FREIHEIT
MERKEL - MACHT DER FREIHEIT ★★★☆☆☆
Filmstart: 24.11.2022 | FSK 6
|
Deutschland, Großbritannien, Dänemark 2022
Länge: 96 Min.
Regie: Eva Weber
Mit: Angela Merkel, Sir Tony Blair, Hillary Clinton, Condoleezza Rice, Thomas de Maizière, Bernd Ulrich, Robert Kimmitt, Martin Schulz, Roland Koch, Gregor Gysi, Annette Schavan u.v.m.
Kamera: Reinhold Vorschneider, Konrad Waldmann
Schnitt: Daniel Greenway, Alexandra Strauss
Musik: Jon Opstad
Kamera: Reinhold Vorschneider, Konrad Waldmann
Schnitt: Daniel Greenway, Alexandra Strauss
Musik: Jon Opstad
Presse-info: "Anhand von umfangreichen Archivmaterial und prägnanten Inverviews erzählt Merkel - Macht der Freiheit die erstaunliche Geschichte, wie eine dreifache politische Außenseiterin - als Frau, Wissenschaftlerin und Ostdeutsche - zur ersten Bundeskanzlerin und de facto zur Führerin der freien Welt wurde".
Formal gesehen ist das richtig: die Masse an Dokumenten, die hier gesichtet worden sein muss, muss erschlagend gewesen sein. Hinzu kommen aktuelle Interviews mit JournalistInnen, AutorInnen und der Polit-Prominenz jener Jahre. Wir bekommen Einblick in Merkels Kindertage, in ihre Sozialisation in der DDR (ihre früheste politische Erinnerung ist der Mauerbau; Merkel wurde im Juli 1954 geboren), ihren politischen Aufstieg und die Jahre als Kanzlerin. Am interessantesten scheinen mir dabei die analytischen Blicke der schreibenden Zunft auf die sehr uneitle aber ebenso geschickte Politstrategin Merkel - und der Vergleich zur Männerwelt, die sich neben ihr eher plump gebärdet.
In Summe ist der Blick auf die Persönlichkeit und das Wirken Merkels unübersehbar positiv gefärbt. Kein Wunder; wer mochte und mag diese Frau nicht? Ich bin sicher nicht der Einzige, der sie nie gewählt und am Ende doch sehr ins Herz geschlossen hatte, diese hoch integre Führungspersönlichkeit, die sich für eine 180 Grad-Wendung in der Programmatik nie zu fein war und die jederzeit über sich selbst so ansteckend süffisant schmunzeln konnte.
Was schmeckt mir an der Doku nicht? Sie ist zu glatt und vorhersehbar! In Summe ist das, was wir zu sehen und zu hören bekommen kaum kritisch, grenzt an Lobhudelei und klammert die fragwürdigen Aspekte ihres politischen Wirkens nahezu komplett aus (Versäumnisse im Vorfeld zur Energiekrise, Atompolitik, ihr persönliches Nein zur Gleichstellung homosexueller Paare, ihr berüchtigtes Aussitzen der meisten Konflikte...). Wie heruntergeleiert wirken die Kapitel, mit denen wir zu der Zeit seitens sämtlicher Medien fast schon gebetsartig überversorgt wurden: da gibt es wenig bis gar keine Erkenntnis, Gemütlichkeit macht sich stattdessen breit (nicht: Behaglichkeit).
Für den jetzigen Zeitpunkt erscheint mir die Doku weder sonderlich relevant noch nennenswert interessant. Vielleicht ist es wie mit der Avocado: der Film muss ein wenig liegen und kann dann von einer nächsten Generation (Merkel, wer ist Merkel?) neu entdeckt und besser goutiert werden.
Kaum kontroverses und wenig überraschendes, wenn auch wohlig schmeichelndes Porträt der Mutti Merkel, das zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt in die Kinos gelangt.
cnm
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