ALL OF US STRANGERS

Schöner Leiden

ALL OF US STRANGERS ★★★☆☆☆

Filmstart: 08.02.2024 | FSK 12

Paul Mescal, Andrew Scott | © Walt Disney Germany

Großbritannien, USA 2023

Genre: Drama
Länge: 105 Min.

Regie: Andrew Haigh
Buch: Andrew Haigh

Cast: Andrew Scott, Paul Mescal, Claire Foy, Jamie Bell
Kamera: Jamie D. Ramsay, SASC
Schnitt: Jonathan Alberts, ACE
Musik: Emilie Levienaise-Farrouch

Drehbuchautor Adam lebt in einem fast leeren (weil noch neuen) Hochhaus im London der Gegenwart. Eines Nachts trifft er zufällig auf seinen bislang einzigen Nachbarn Harry, und es entsteht eine vorsichtige, flirty Annäherung. Gleichzeitig geschieht etwas traumhaft-Fantastisches: Adam trifft auf seine Eltern, die vor 30 Jahren bei einem Autounfall ums Leben kamen. Er und sie sind nun im gleichen Alter. Mehrmals wird er sie besuchen, und sie werden die Traumata des Mannes (plötzlicher Verlust der Eltern, schwieriges Coming-Out zu Lebzeiten der Eltern) eingehend und ruhig besprechen. Ist eine Heilung möglich, und ein Weg aus der Einsamkeit? Ähnlichen Fragen muss sich auch Adams neue Liebe, Harry, stellen.

Es fällt schwer, kritisch zu schreiben, wenn der allgemeine Tenor zu einem Film so euphorisch ist wie hier. Doch mir war die Symbolik zu satt, die Menschen zu schön, die gesamte Ästhetik störend schön, die ausgedehnt dargestellte Intimität zu breit, so dass ich mich angesichts zweier Hauptfiguren, die vor Sexiness und Charme nur so leuchten, fragte: ist das Schöner Leiden? Eine Ballade um das Thema Verlust, Einsamkeit und den Versuch, seinen eigenen Werdegang zu verstehen ist an sich ja eine spannende Sache. Doch ich persönlich bevorzuge eher die subtile Andeutung statt plakativer Metaphern in Hochglanz.

Schöne Männer leiden schön, und die meisten mögen sich das gerne ansehen. Indes, meine  Vermutung: dieser Film wird eine überraschend geringe Halbwertszeit haben.

cnm