BEHELFSDOKUMENT NOV./DEZ. 2024
Solange ich damit beschäftigt bin, meine Moral und Kräfte irgendwie zusammenzuhalten, möchte ich mit diesem Dokument zumindest rudimentär über die Filme zum Jahresausklang berichten bzw. einen kurzen Eindruck vermitteln.
Geordnet nach Starttermin. Ein Dokument in Bewegung.
28. NOVEMBER
VENA
Drama. Eine junge Mutter, die mit ihrem zweiten Kind schwanger ist, steht kurz davor, eine Haftstrafe anzutreten. Sie und ihr Partner konsumieren nach wie vor harte Drogen und verdrängen die Konsequenzen. Ob die Frau das Kind im Knast behalten darf, ist zweifelhaft. Schnörkelloser, ehrlicher und beachtlich objektiver Film, der den großen Wert von Verständnis und empathischem Beistand in den Mittelpunkt stellt.
CITY OF DARKNESS(Überlebens)Kampf-Epos, das in einer gigantischen Ruine spielt, die quasi eine Stadt in der Stadt ist. Ein Schutzwall für verlorene Seelen. Ein choreographisch, ausstattungstechnisch und erzählerisch überwältigendes Werk. Hätte nie gedacht, dass ich einem Film dieses Genres mal alle Sterne geben würde. Am Ende hätte ich applaudieren wollen...
EMILIA PÉREZDrama, Musical. Stellen Sie sich vor, ein Schwerkrimineller, ein Brocken von einem Mann, lässt eine Anwältin zu sich rufen, damit sie bewerkstelligt, dass er sich einer Geschlechtsumwandlung unterziehen und ein neues Leben beginnen kann. Und dass er/sie Jahre später, als wunderschöne Frau die eigene Familie, die den einstigen Vater tot glaubt, zu sich ruft und sich als fürsorgliche Tante ausgibt. Nun stellen Sie sich vor, dass größere Textpassagen gesungen werden! - Verrückt? Abwegig? Unmöglich? Nein, es funktioniert. Und es ist verdammt unterhaltsam. Ein innovativer, schillernder Genre-Hybrid, der sich allen Kategorien entzieht.
VAIANA 2
Animation, Abenteuer, Familie. Leider kenne ich den 1. Teil nicht und habe darum keinen Vergleich. Aber dieses Abenteuer um ein selbstbestimmtes Mädchen auf der Suche nach einer Familienerweiterung bzw. dem Fortbestand der eigenen Familie ist technisch perfekt und sehr unterhaltsam gemacht. Wunderbare Musik und eine farbenfrohe Welt ergeben ein rundes Abenteuer für die ganze Familie. Mir persönlich war er etwas zu hektisch, sprich überladen, aber das wäre nur ein kleines Minus.
DER VIERERKomödie. Ein Hetero-Paar, ein weiterer Mann und eine weitere Frau sind für einen Vierer, also zum Sex verabredet. Schon im Vorfeld kommt es an dem Abend zu größeren Streitereien und Missverständnissen. Ein Verwirrspiel um abgenudelte Beziehungen und die Angst vor allem Unbekannten, sei es das Allein-Sein oder die Bindung. Für mich kein großer Wurf, aber solide gebaut. Man bekommt das Erwartete.
CADDO LAKEMystery. Ähnlich wie in der Serie DARK haben wir es mit einer "unzuverlässigen Erzählung" zu tun, in der es viele abrupte Ort- und Zeitsprünge gibt. Selbst die Figuren in der Geschichte sind überfordert, wenn sie völlig unkontrolliert durch die Ebenen stolpern. Verstanden habe ich das nicht wirklich, war aber trotzdem fasziniert und mit Spannung dabei.
05. DEZEMBERTONI UND HELENEDramödie. Zwei ältere Damen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, begegnen sich während einer Kur. Da sich ihre Lebensziele sehr praktisch überschneiden, treten sie eine gemeinsame Reise Richtung Schweiz an. Schauspielkino vom Allerfeinsten, morbides Gute-Laune-Kino!
A DIFFERENT MANDrama, Allegorie. Ein Mann mit deformiertem Gesicht freundet sich mit seiner attraktiven Nachbarin an. Sie findet in ihm Inspiration für ihre aktuelle Theaterproduktion. Chirurgie sei Dank wird der Entstellte zum Schönling, was sonderbarerweise seine Probleme eher verstärkt als beseitigt. Kontroverser, intellektueller Film zum Thema Schein und Sein. Vorraussetzung: starke Nerven.
BAGMANHorror. Wenn der Bagman kommt, müssen sich kleine Kinder in Acht nehmen, denn der Bagman hat eine Tasche dabei, in die er die Kinder zu stecken gedenkt. Dann macht der große Reißverschluss der Tasche ein lautes, krachendes Geräusch. Dieses sinnfreie und lustlos aufgezogene Schauermärchen unterbietet jede Erwartung selbst an einen mediokren Gruselstreifen.
12. DEZEMBER
HEREDrama, Zeitreise, Experiment. Leinwandvirtuose Zemeckis überrascht mit einer zementierten Kamera, die über die gesamte Spieldauer nur einen Bildausschnitt zeigt, dabei aber wild durch die Jahrhunderte oder auch Jahrmillionen springt. Am selben Fleck: Dinosaurier, Indigene Völker, Baustellen, Familien und ihre Schicksale. Leider marginalisiert der Regisseur so gut wie alles, was nicht weiß und privilegiert ist; Indigene, Schwarze, Rassismen, Naturgeschichte werden wie eine lästige Pflichtübung abgefrühstückt. Das ziemlich beliebig wirkende Gesamtbild hat mich kaum gefesselt, währen das Experiment als solches natürlich einen Schauwert mitbringt.
DIE GESCHÜTZTEN MÄNNERSatire. Während die Männer im Land von einer seltsamen Epidemie betroffen sind (sobald sie geil werden, drehen sie bis zur Raserei durch und verrecken kurz darauf in Ekstase), bilden die Frauen des Landes eine feministische Interrimsregierung. - Dieses filmische Experiment mit amüsanter Grundprämisse scheitert an so vielen Details, dass ich mit einer Aufzählung gar nicht erst beginnen möchte.
DIESES GEFÜHL, DASS DIE ZEIT, ETWAS ZU TUN, VORBEI ISTDie weibliche Hauptfigur dieses charmanten Indie-Films hat längst eingesehen, dass die Zeit gekommen ist, sämtliche Hoffnung aufzugeben. Dementsprechend schleicht sie sich wie ein Geist durch die Geschichte, diskutiert ihre sexuellen Fantasien mit mehr oder weniger lustlosen Liebhabern und wird dabei vor allem eins... sich selbst gerecht. Selten wird trockener Humor so groß buchstabiert.
...to be continued.
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