WICKED

WICKED ★★★★☆☆

Start: 12.12.2024 | 3D | FSK 6

Cynthia Erivo, Ariana Grande | © Universal Pictures Germany

USA 2024

Genre: Märchen, Musical
Länge: 160 Min. (langer Film)

Regie: Jon M. Chu
Buch: Winnie Holzman, Dana Fox
Nach dem Musical Wicked - Die Hexen von Oz
- Texte und Musik: Stephen Schwartz
- Buch: Winnie Holzman
- Romanvorlage: Gregory Maguire
Casting:

Cast: Ariana Grande, Cynthia Erivo, Jonathan Bailey, Ethan Slater, Bowen Yang, Marissa Bode, Peter Dinklage (Stimme), Michelle Yeoh, Jeff Goldblum u.a.
Produktionsdesign: Nathan Crowley
Kostüm: Paul Tazewell
Kamera: Alice Brooks
Schnitt: Myron Kerstein
Musik: John Powell, Stephen Schwartz

WICKED erzählt die bislang unbekannte Geschichte der Hexen von Oz. Im Mittelpunkt stehen zwei junge Frauen: Zum einen Elphaba, die aufgrund ihrer grünen Hautfarbe gedisst und ausgegrenzt wird und ihre wahren Fähigkeiten erst noch entdecken muss, zum anderen die beliebte, ehrgeizige und privilegierte Galinda, die ihr wahres Ich noch finden muss. Die beiden begegnen sich als Studentinnen an der Universität Glizz im fantastischen Land Oz und schließen eine ungewöhnliche, aber tiefe Freundschaft miteinander. Nach einer Begegnung mit dem sonderbaren Zauberer von Oz gelangt ihre Beziehung an einen Wendepunkt, und die Lebenswege der beiden Freundinnen divergieren. Galindas (die sich inzwischen aus opportunistischen Gründen Glinda nennt) unbeirrbarer Wunsch nach Beliebtheit verführt sie zur Macht, während Elphabas Entschlossenheit, sich selbst und den Menschen in ihrer Umgebung treu zu bleiben, unerwartete und schockierende Folgen für ihre Zukunft hat. In ihren herausfordernden Abenteuern in Oz müssen schließlich beide ihre Bestimmungen erfüllen: Glinda als die Gute und Elphaba als vermeintlich böse Hexe des Westens.

Dieses Prequel zum Klassiker Der Zauberer von Oz (USA 1939, R.: Victor Fleming), das praktisch den Tod der "bösen Hexe" zum Auftakt hat, erleben wir ein ebenso episches wie fulminantes Abenteuer, das sich mit der kniffligen Frage nach der Unterscheid- oder Bestimmbarkeit von Gut und Böse beschäftigt. So einfach wie anzunehmen ist die Lage nämlich gar nicht. Was allerdings ein ergreifendes Psychogramm hätte werden können, kommt vorrangig als queer-schrilles Knallbonbon daher. Mit dem Charme und dem Herz des Kinoklassikers hat das fast nichts mehr zu tun. Hier geht es - ähnlich wie in Highschool-Hochglanzfilmchen - um die Fragen: wer gehört dazu, wer steht in der Gunst der Allgemeinheit am höchsten? - und ist damit ein zeitgemäßes Abbild heutiger social-media-Gepflogenheiten. Dass hierbei die meisten Figuren reichlich dümmlich und plump daherkommen, beraubt das Narrativ beinahe all seiner Möglichkeiten und bleibt weit hinter Streaming-Formaten wie etwa Heartstopper oder Sex Education zurück. Den Vergleich bemühe ich, weil der größere Teil dieses Opus (der leider auch noch den 1. Teil eines Zweiteilers darstellt; auf den kommenden dürfen wir uns ein Jahr lang freuen) so ermüdend zäh und breit erzählt wird, dass die Lautstärke der Gesangsnummern fast so etwas wie eine Wachhalte-Funktion haben.

Genug gelästert. Denn in den letzten 40 Minuten geschieht etwas Unglaubliches, etwas Magisches: gänzlich unerwartet nimmt die Handlung an Tempo und Spannung auf, werden die Figuren facettenreich, die Konflikte verdammt spannend und die Fragen nach Freundschaft, Verrat und Integrität nervenzerfetzend. Plötzlich stimmt das Erzähltempo, die Farben, das Licht, die gesamte Chemie das Films. Herzklopfen, feuchte Augen, das ganze Programm flammt mit einem Mal auf, und der Film kriegt mich: ich bin bereit für den zweiten Teil und warte dafür gerne geduldig dieses verdammte Jahr.

Verkitschtes, klischeebeladenes und überlautes Gepolter, das in seinem finalen Akt jedoch eine dramatische Kurve Richtung pulsierendem Unterhaltungskino nimmt. Ein ambivalentes Epos mit grandiosem Finale! (Wenn man das bei einem 1. von zwei Teilen überhaupt sagen kann).

cnm