MACKIE MESSER - BRECHTS DREIGROSCHENFILM
- Bunte Hunde -
Brecht und Weill brachen ihrerzeit bewusst mit sämtlichen Erzählkonventionen: das Publikum wurde direkt angesprochen, die Musik gab sich kantig und nicht "hübsch", Texte und Darbietung waren in ihrer Radikalität dazu gemacht, vor den Kopf zu stoßen, ja sogar nicht um jeden Preis auf Anhieb verständlich zu sein. Hauptanliegen Brechts war ein messerscharfer, humanistisch durchdrungener Blick auf seine Zeit und ihre politische Brisanz.
Die Filmindustrie bemühte sich bald um eine Verfilmung, um am Erfolg Teil zu haben, aber Brecht trat qua Prozess den Beweis an, dass sich seine Form von Kunst mit Kommerz nicht vereinen ließ. Also kam es nicht zur Verfilmung, Brecht's großem Traum.
Vieles von dem - kein Wunder - übernimmt Lang nun in diesem Film. Zeit- und Raum-Ebenen werden verquickt, wie es besonders gut im Film zu bewerkstelligen ist, das Kinopublikum wird direkt angesprochen, die Handlung wird zuweilen jäh unterbrochen, kommentiert, umgelenkt, diskutiert, Rollenverständnisse hinterfragt: Theater im Film, Film wie Theater.
Wegen des unübersehbaren europäischen Rechtsrucks wirkt der Film zwar absolut aktuell und kommt also zur richtigen Zeit. Dennoch hatte ich einen Eindruck, den ich im Kino sehr selten mitnehme, nämlich den, dass man hier dem Schauwert mehr huldigt, als dem Stück lieb sein könnte. Die Kulissen sind detailreich ausgetüftelt und wirken sehr real, die London-Totalen sind aufwendige, digital erstellte Postkarten-Epen, und - für mich am unangenehmsten - das Spiel der Figuren verzahnt sich nicht: man erlebt mehr ein Nebeneinander von mehr oder weniger engagierten Einzelleistungen (herausragend: Joachim Król).
Sicherlich ist "Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm" ein ungewöhnliches Kinoerlebnis; mir aber nicht radikal genug.
cnm
MACKIE MESSER - BRECHTS DREIGROSCHENFILM ★★★★☆☆
Länge: 130 Min.
Regie: Joachim A. Lang
Drehbuch: Joachim A. Lang
Darsteller: Lars Eidinger, Tobias Moretti, Hannah Herzsprung, Joachim Król, Claudia Michelsen, Britta hammelstein, Robert Stadlober, Peri Baumeister, Christian Redl u.v.m.
Kamera: David Slama
Schnitt: Alexander Dittner
Produktionsdesign: Benedikt Herforth
Kostümdesign: Lucia Faust
Musik: Walter Mair, Kurt Schwertsik
Nazideutschland um 1930: Brecht schreibt gegen die "Verblödung der Oper" die Dreigroschenoper, und die Premiere findet unter den chaotischsten Umständen in Berlin statt. Etliches Personal springt kurzfristig ab, muss ersetzt werden, Brecht selbst übernimmt schlussendlich die Regie. Man rechnet mit einem Skandal, mit einem grandiosen Scheitern des Stücks. Doch das Publikum ist begeistert, und die Oper wird zum Welterfolg, der die Zeit überdauert.
Kamera: David Slama
Schnitt: Alexander Dittner
Produktionsdesign: Benedikt Herforth
Kostümdesign: Lucia Faust
Musik: Walter Mair, Kurt Schwertsik
Nazideutschland um 1930: Brecht schreibt gegen die "Verblödung der Oper" die Dreigroschenoper, und die Premiere findet unter den chaotischsten Umständen in Berlin statt. Etliches Personal springt kurzfristig ab, muss ersetzt werden, Brecht selbst übernimmt schlussendlich die Regie. Man rechnet mit einem Skandal, mit einem grandiosen Scheitern des Stücks. Doch das Publikum ist begeistert, und die Oper wird zum Welterfolg, der die Zeit überdauert.
Brecht und Weill brachen ihrerzeit bewusst mit sämtlichen Erzählkonventionen: das Publikum wurde direkt angesprochen, die Musik gab sich kantig und nicht "hübsch", Texte und Darbietung waren in ihrer Radikalität dazu gemacht, vor den Kopf zu stoßen, ja sogar nicht um jeden Preis auf Anhieb verständlich zu sein. Hauptanliegen Brechts war ein messerscharfer, humanistisch durchdrungener Blick auf seine Zeit und ihre politische Brisanz.
Die Filmindustrie bemühte sich bald um eine Verfilmung, um am Erfolg Teil zu haben, aber Brecht trat qua Prozess den Beweis an, dass sich seine Form von Kunst mit Kommerz nicht vereinen ließ. Also kam es nicht zur Verfilmung, Brecht's großem Traum.
Vieles von dem - kein Wunder - übernimmt Lang nun in diesem Film. Zeit- und Raum-Ebenen werden verquickt, wie es besonders gut im Film zu bewerkstelligen ist, das Kinopublikum wird direkt angesprochen, die Handlung wird zuweilen jäh unterbrochen, kommentiert, umgelenkt, diskutiert, Rollenverständnisse hinterfragt: Theater im Film, Film wie Theater.
Wegen des unübersehbaren europäischen Rechtsrucks wirkt der Film zwar absolut aktuell und kommt also zur richtigen Zeit. Dennoch hatte ich einen Eindruck, den ich im Kino sehr selten mitnehme, nämlich den, dass man hier dem Schauwert mehr huldigt, als dem Stück lieb sein könnte. Die Kulissen sind detailreich ausgetüftelt und wirken sehr real, die London-Totalen sind aufwendige, digital erstellte Postkarten-Epen, und - für mich am unangenehmsten - das Spiel der Figuren verzahnt sich nicht: man erlebt mehr ein Nebeneinander von mehr oder weniger engagierten Einzelleistungen (herausragend: Joachim Król).
Sicherlich ist "Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm" ein ungewöhnliches Kinoerlebnis; mir aber nicht radikal genug.
cnm
Wie du weisst, mochte ich ihn
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