THE HOUSE THAT JACK BUILT

- Edelfäule -
THE HOUSE THAT JACK BUILT
Dänemark 2018
Genre: Horror, Gewaltfilm, Gewaltreflexion
Länge: 155 Min.
Buch/Regie: Lars von Trier
Darsteller: Matt Dillon, Bruno Ganz, Uma Thurman, Siobhan Fallon Hogan, Sofie Gråbøl, Riley Keough, Jeremy Davies, Ed Speleers u.v.m.
Kamera: Manuel Alberto Claro
Schnitt: Molly Malene Stensgaard
Ton-Design: Kristian Eidnes Andersen

Wasserplätschern, schwarze Leinwand. Zu hören sind Jack (der Serienmörder) und Verge (ein anderer Mann, der klingt, als würde er die Beichte abnehmen), die sich in ruhigem Ton austauschen. Jack möchte berichten von seinem Kunstwerk, seiner Architektur des Tötens, und er kündigt fünf exemplarische Fälle an, wohl gewählt aus sechzig. Der Bericht wird so schonungslos seine filmische Darstellung.

Schon früh entdeckte Jack den inneren Trieb zum Quälen und Zerstören - er nennt es das "dunkle Licht" -, als er Filmnegative anschaute: züngelndes Feuer, das im Negativ weiß erscheint, seine Wahrheit in der Umkehrung von Licht in Schatten. Und so soll sich die Destruktivität im Leben des späteren Ingenieurs/Architekten fortsetzen.
Während man den detailliert gezeigten Taten eines autistischen und mit Zwangsstörungen ausgestatteten Serienmörders ausgesetzt ist, gibt es während der "Therapiegespräche" zwischen den Taten gelegentliche Ausflüge in die Welt der Kunst und Architektur in Form von Bildern, Animationen und Musik. Nicht unpassend auch einige Querverweise auf die bekannten Monster der Geschichte. - Jack verlangt in seiner ungezügelten Eitelkeit nach Hochachtung (und ich mutmaße: Lars von Trier tut es mit diesem Film auch) und danach, geschnappt zu werden. Während anfangs, einer göttlichen Fügung gleich, niemand eine Spur von ihm bekommt, er also nicht gefunden werden kann, wird er wissentlich im Lauf der Jahre schlampiger mit seinen Vorsichtsmaßnahmen; auch der Zwang zum x-maligen Putzen des Tatortes nimmt ab. Das Haus, das er parallel während dieser Jahre bauen will, gelingt ihm indes nicht.

Ich weiß nicht, was ich von diesem Film halte. Sein intellektueller Überbau lässt das Gebälk gehörig ächzen. Sicher fordert das Repekt. Aber wem soll es was nützen, sich all das anzusehen? Was wäre der Mehrwert jenseits von Gewaltvoyeurismus gegenüber einer kranken Männertype bei ihren Handlungen hauptsächlich gegenüber dummen oder naiven oder nervigen Frauen?

Eine mögliche Lesart ging mir noch durch den Kopf: wir alle sind Jack - wenn wir die Hilfeschreie der Welt gelassen überhören. Das wäre ein Mehrwert.

Mit sicherheit der kontroverseste Film des Jahres, von dem ich allerdings geneigt bin abzuraten.

cnm

Ähnlich verstörend ist m.E. der Film "Mother!" von Darren Aronofsky, USA 2017, den ich allerdings für erheblich sehenswerter halte.

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