REGELN AM BAND, BEI HOHER GESCHWINDIGKEIT

- Blick vor die Kulissen -
REGELN AM BAND, BEI HOHER GESCHWINDIGKEIT
Kinostart: 22. Oktober 2020


Deutschland 2020
Genre: Dokumentarfilm
Länge: rund 90 Min.
Regie: Yulia Lokshina
Buch: Yulia Lokshina
Mit: Inge Bultschnieder, Peter Kossen, Alexander Klessinger, zu deren Schutz namentlich nicht genannte LeiharbeiterInnen
Kamera: Zeno Legner, Lilli Pongratz
Schnitt: Urte Alfs, Yulia Lokshina

In der westdeutschen Provinz kämpfen osteuropäische LeiharbeiterInnen des größten Schweineschlachtbetriebs des Landes ums Überleben – und AktivistInnen, die sich für deren Rechte einsetzen, mit den Behörden. Zur gleichen Zeit proben Münchener GymnasiastInnen Brechts Stück „Die Heilige Johanna der Schlachthöfe“ und reflektieren über die deutschen Wirtschaftsstrukturen und ihr Verhältnis zum Haifischkapitalismus.

Verwoben mit den Gedankengängen der Jugendlichen und ihrer Auseinandersetzung mit dem Theatertext in den Proben erzählt der Film in diversen Fragmenten über Bedingungen und Facetten von Leiharbeit und Arbeitsmigration in Deutschland. Yulia Lokshina hat mit dieser Arbeit ihren Diplomfilm als HFF-Absolventin vorgelegt.

Keine guten Absichten kann man der Dokumentaristin nicht vorwerfen, passt doch das Thema punktgenau in unsere Zeit. Doch sie hat noch viel zu lernen.
Eine Stärke dieser Arbeit hätte unter Umständen ihr Mut zum ruhigen Erzählfluss und für sich sprechenden Bildern sein können - doch fehlt ihr zu sehr das Gespür für Einstellungen, die stehen zu lassen sich lohnen würde, sprich: den geschickten Schnitt. Auf der Tonspur fehlt es ganz profan und nicht selten an klarer Akustik, also Verständlichkeit, es fehlen Off-Kommentare, wo sie dringend nötig gewesen wären und erläuternde Einblendungen wie etwa Namen oder Tätigkeitsfelder der O-TongeberInnen (ausgenommen der Anonymen, versteht sich). 
Die Chance auf eine Konfrontation während einer öffentlichen Diskussion mit einem schmierigen Abgesandten des Tönnies-Konzerns bleibt weitestgehend ungenutzt!
Nicht wirklich hilfreich ist auch der an sich so sympathische wie ambitionierte Lehrer, der seine SchülerInnen offensichtlich intellektuell überfordert, was man a) an ihren Gesichtern und b) daran erkennt, dass während des Unterrichts in der Hauptsache der Lehrer spricht, erklärt, fragt, antwortet. Hier wird der emphatische Kinobesucher* quasi zum Mitschüler*, soll er doch etwas lernen, mit nach Hause nehmen, aufgeklärt werden - doch der investigativ-aufklärerische Gehalt dieser Doku geht kaum über den eines Zeitungsartikls hinaus. Interessante Ansätze sind immerhin die künstlerisch-theatralen Ansätze, die den Film auch über die Theaterinszenierung hinaus bereichern.

Dokumentarische Einstiegsarbeit zum Thema Ausbeutung in der Fleischindustrie, der es allzusehr an Stringenz und Informationsgehalt fehlt. Da geht mehr!

cnm

Kommentare

Beliebte Posts der letzten 30 Tage

SPY x FAMILY CODE: WHITE

BEI UNS HEISST SIE HANKA

QUEER EXILE BERLIN

GASOLINE RAINBOW

THE ZONE OF INTEREST

IRDISCHE VERSE

ZWISCHEN UNS DER FLUSS

MORGEN IST AUCH NOCH EIN TAG

DOGMAN

ONE LIFE