TOD AUF DEM NIL
TOD AUF DEM NIL ★★☆☆☆☆
Originaltitel: Death on the Nile | Filmstart: 10.02.2022 | FSK 12
Mitte: Armie Hammer, Gal Gadot - rechts: Kenneth Branagh | ⓒ Walt Disney Company |
USA 2021
Länge: knapp 130 Min. (langer Film)
Regie: Kenneth Branagh
Buch: Michael Green
Nach: Agatha Christie
Buch: Michael Green
Nach: Agatha Christie
Cast: Kenneth Branagh, Armie Hammer, Gal Gadot, Annette Bening, Tom Bateman, Emma Mackey, Rose Leslie, Letitia Wright, Jennifer Saunders, Dawn French, Ali Fazal, Sophie Okonedo, Russell Brand
Kamera: Haris Zambarloukos
Schnitt: Úna Ní Dhonghaíle
Musik: Patrick Doyle
Kamera: Haris Zambarloukos
Schnitt: Úna Ní Dhonghaíle
Musik: Patrick Doyle
Hercule Poirot, seines Zeichens Detektiv mit hervorragender Beobachtungsgabe und Intuition, befindet sich auf einem mondänen Schaufelraddampfer auf dem Nil inmitten einer illustren Gesellschaft. Darunter Wohlhabende, frisch vermählte Liebende sowie eine verlassene Liebende. Wenn hier gemordet wird - was natürlich der Fall ist - gibt es gleich ein Dutzend Verdächtige. Während der Meister im Begriff ist, den Mikrokosmos vornehmer Leute unter die Lupe und alle Beweismittel aufzunehmen, geht das Morden kaltblütig weiter. Für Sightseeing ist da keine Zeit mehr; die Pyramiden müssen warten!
Wer sich eines Agatha Christie-Stoffes annimmt, der bereits 1978 starbesetzt und zeitlos schillernd umgesetzt wurde, der muss den Vergleich aushalten. Das Original von Regisseur John Guillermin mit Größen wie Peter Ustinov, Maggie Smith, Bette Davis, Jane Birkin, Mia Farrow und vielen mehr sprüht vor Geist und scharfzüngigem, sublimem Witz, der Spannungsaufbau ist makellos, die Kameraarbeit so diskret wie trefflich. Besteht also irgendein Grund, denselben Stoff noch einmal zu verfilmen? Ganz sicher nicht, und Branagh tritt hierfür den Beweis an.
Seine Figuren haben den Charme von Stockpuppen, pfercht der Regisseur sie doch allzu oft in die Großaufnahme, wo sie dazu verdonnert sind, lediglich Text abzusondern statt frei zu spielen. Das lässt sie ausgesprochen flach und uninteressant erscheinen. Die meisten Totalen dienen unübersehbar erstrangig als Leistungsschau ("ich kann Kino") mit Pyramiden und Naturschauspielen, die - ganz schlimm - offenbar in der Nachbearbeitung (Blue Screen / Rückprojektion) eingefügt wurden.
Eines der größten Versäumnisse: der Regisseur verpflichtet zwei exzellente Comediennes (French & Saunders), deren Figuren bereits in der Vorlage komisch angelegt waren - und verzichtet auf jeden Anklang von Komik! Die beiden kongenialen Frauen da herumstehen zu sehen ohne die geringste Chance, ihr Talent zu entfalten, tat beinahe körperlich weh. Ab einem gewissen Punkt setzte bei mir eine Art sedativer Wirkung ein - womöglich ein körperlicher Schutzmechanismus, der die Zeit bis zum Ende der Vorführung eher sanft verstreichen ließ. (Der ziemlich austauschbare Score mag mit dazu beigetragen haben).
Allen einem Kinobesuch Geneigten empfehle ich dringend, sich lieber die erste Verfilmung zum x-ten Mal anzusehen - und allen, die den Stoff noch nicht kennen, die zweite auf keinen Fall vor der ersten Umsetzung zu riskieren. Denn diese ist ohne Frage und in jeglicher Hinsicht die sehenswertere.
cnm
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