PARALLELE MÜTTER

PARALLELE MÜTTER ☆☆
Originaltitel: Madres paralelas | Filmstart: 10.03.2022 | FSK 6
Milena Smit, Penélope Cruz | ⓒ El Deseo / Studiocanal 2021


Spanien 2021

Genre: Almodóvar, ArtHaus, Drama
Länge: rund 120 Min.
Regie: Pedro Almodóvar
Buch: Pedro Almodóvar
Cast: Penélope Cruz, Milena Smit, Israel Elejalde, Aitana Sánchez-Gijón, Rossy de Palma u.a.
Kamera: José Luis Alcaine
Schnitt: Teresa Font
Musik: Alberto Iglesias

Zwei Frauen, zwei Handlungsstränge:
Janis (Cruz), Single und Fotografin, bittet nach einer Fotosession den forensischen Historiker Arturo um Hilfe und Unterstützung bei der Exhumierung ihrer Vorfahren, die im spanischen Bürgerkrieg von Nazis erschossen und irgendwo verschachert wurden. Denn die Regierung kümmert sich um die Bergung und damit die Würdigung der Opfer von damals keinen Deut. Bei einem weiteren Treffen mit Arturo ergibt sich einvernehmlicher Sex, und Janis wird ungeplant schwanger. Eine Beziehung mit dem Vater ist für sie allerdings nicht zwingend erforderlich. Kurz vor der Entbindung lernt sie im Krankenhaus Ana (Smit) kennen, eine Generation jünger als sie, traumatisiert und demnach verängstigt gebärend. Die beiden werden schnell ein Team, stehen einander bei. Denn es ist offensichtlich, dass Anas leibliche Mutter andere Pläne hat, als den Part der sorgenden Oma zu übernehmen; für eine späte Schauspielkarriere wird sie bald die Stadt verlassen.
Die Wege der beiden Mütter werden sich trotz der üblichen Versprechungen trennen, um sich später auf dramatische Weise wieder zu kreuzen.

Ich möchte das politische Anliegen, das Almodóvar zu diesem Film veranlasst hat, in aller Form wertschätzen: die Würdigung unserer Vorfahren und unser aller Verantwortung für kommende Generationen. Allerdings ist mir an Parallele Mütter doch einiges aufgefallen, was ich eher kritisch sehe. 

Die verlässliche bonbonfarbene Optik seiner Räume gerät m.E. ab einem gewissen Punkt zum sinnfreien Selbstzweck. Nicht immer sind knallbunte und top gestylte Kulissen wie aus einem Schöner Wohnen-Katalog der Geschichte zuträglich (zugegeben: dem Wohlbefinden der Kinobesucher schon). Frau Cruz trägt zuweilen ein T-Shirt mit der Aufschrift "We should all be feminists", derweil ihr Töchterchen gleich nach der Geburt Stecker in die Ohrläppchen geschossen bekommt - ist ja ein Mädchen, bei einem Jungen wäre das nicht nötig gewesen... Das passt nicht so ganz zusammen.

Und nicht nur die Innenräume sind dekorativ, auch die Babys selbst, eigentlich das zentrale Thema für allein erziehende Mütter, werden wie Puppen durch die Szenen getragen, brabbeln zwar ein wenig vor sich hin, werden aber ansonsten in ihrer realen Bedeutung (machen Stress, fressen Zeit, vereinnahmen zu 100%) völlig ausgeblendet. Der Film ist meines Erlebens wie unter einem inhaltlichen Weichzeichner gestaltet, ähnlich einer Daily Soap - wenn zum Beispiel unter völlig banalen Handlungen eine dramatisch-schwärende Musik spielt. Auch die tatsächlichen schicksalhaften Verstrickungen - die hier natürlich nicht verraten werden - wirken auf mich letztlich wie Soap, mit dem Unterschied natürlich, dass hier lupenrein und wohltuend diskret gespielt wird.

Almodóvar kann sich auf unser Wohlwollen verlassen und auf unsere Bereitschaft, ihm weiterhin zu huldigen. Dennoch wünschte ich ihm für kommende Produktionen eine Lust auf neue Wege, inhaltlich wie formal.

cnm

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